Ehemaliges Kino «Roxy» Birsfelden | Baselbieter Baukultur #14

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Man hätte das modernste Kino der Schweiz um 1930 wohl in einer Stadt vermutet. Tatsächlich aber steht es seit 1926 in Birsfelden. Das Kino «Roxy» galt bei seiner Erbauung allenthalben als vorbildlich und war sehr erfolgreich, aber nicht nur der Architektur wegen…

Vorstadtkino par excellence
«Neues, modernes, besteingerichtetes Cinéma» – die Werbung für die «Lichtspiele Birsfelden» 1927 sparte nicht an Superlativen für das ein Jahr zuvor erbaute Kino an prominenter Lage. Bequem mit dem Tram aus der Stadt erreichbar war es überaus beliebt. Das Kino erfüllte die neusten technischen Anforderungen, von der Zentralheizung über die Lichtanlage bis hin zur modernen Bestuhlung. Auch architektonisch überzeugt das Gebäude, bestehend aus einem dreigeschossigen, der Strasse zugewandten Büro- und Wohntrakt und dem rückwärtig anschliessenden, etwas dem abfallenden Hang folgenden niedrigeren Kinotrakt. Der mittige gezackte Dachaufbau verleiht dem Strassentrakt eine repräsentative Erscheinung, das später angebaute ausladende, geschwungene Vordach wirkt einladend. Eine Doppelflügeltür markiert den Haupteingang, dahinter folgen Garderobe und Kasse, danach der Kinosaal mit 576 Plätzen.
Die Wohnungen in den beiden Obergeschossen haben ihren Eingang etwas abseits des Trubels auf der Nordseite. Treten die öffentlichen Kinogeschosse in der Horizontalen in Erscheinung, manifestieren sich die darüber liegenden, privaten Wohnungen durch vertikale, mittels Gewänden geschossübergreifend zusammengefasste Fenster.

Ehemaliges Kino Roxy, Birsfelden © Architektur Basel

Ehemaliges Kino Roxy, Birsfelden © Architektur Basel

1950 übernahm der Sohn des Erbauers Josef Adelmann das Kino und führte einige Umbauarbeiten im Foyer durch, erneuerte die Projektoren und die Beleuchtung. Von nun an hiess das Kino «Roxy». Kostete 1927 ein Logenplatz noch 2.50 Franken Eintritt, so sind die Preise inzwischen auf 6 Franken angestiegen. Dies sorgte anfangs für Verstimmung, einige zogen gar die TV-Geräte der hiesigen Gaststuben dem Kino vor. Zudem wurde die Konkurrenz in der Stadt immer beliebter. Wie die «National-Zeitung» 1968 schrieb, erhielt der Kinobetrieb alsbald Schützenhilfe von ganz ungeahnter Seite. Während Basel-Stadt der Vorführung freizügiger Filme per Gesetz kritisch gegenüberstand, präsentierte sich die Gesetzeslage im Landkanton diesbezüglich wesentlich offener; die Besucher standen Schlange und liessen die Kassen klingeln. Schlussendlich aber verlor das Kino Roxy die Eintritte dennoch an die grösseren und lukrativeren Kinos in der Stadt und schloss den Vorhang 1986.

Seit 1994 dient das ehemalige Kino als Veranstaltungsort für zeitgenössisches Theater und Tanzveranstaltungen.

Ehemaliges Kino Roxy
Funktion: Kino (ursprünglich), Kulturzentrum (aktuell)
Adresse: Muttenzerstrasse 6, 4127 Birsfelden
Baujahr: 1926
Architektur: Wilhelm Zimmer
Umbau: 1954 (Foyer, Technik, Beleuchtung)


Text:
– Simon Heiniger / Architektur Basel
Fotos:
– © Börje Müller Fotografie
– © Simon Heiniger / Architektur Basel
Quellen:
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0
– Website ROXY: http://theater-roxy.ch
– Website Traumkino Basel: http://www.traumkinobasel.ch/

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