Feinstes Sichtbetonraster: Schulhaus Spiegelfeld Binningen | Baselbieter Baukultur #84

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Max Rasser und Tibère Vadi ergänzten 1965 die drei Jahre zuvor eröffnete Schulanlage Spiegelfeld von Mirjam und Georges Kinzel um einen quadratischen dreigeschossigen Bau. Die Gebäude sind nicht parallel zur Strasse, orientieren sich aber alle an einem orthogonalen Raster.

Schulanlage Spiegelfeld, Binningen (bearbeitet), Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Schulanlage Spiegelfeld, Binningen (bearbeitet), Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Das neue Schulhaus weist eine Grösse von 34 × 34 m auf. Der Grundriss ist in 4 × 4 Quadrate von je 8.55 × 8.55 m aufgeteilt. An der West- und Ostfassade sind je 4 Klassenzimmer angeordnet. Dazwischen platzierten die Architekten Nebenräume wie Toiletten oder Aufenthaltsräume. In einem inneren Quadrat von 17 × 17 m Grundfläche befindet sich die Treppenanlage. Das Schulhaus kann im Erdgeschoss über die Nord- und Südfassade betreten werden.

Konsequent, Grundriss Obergeschoss, Schulhaus Spiegelfeld, Binningen, Quelle: Bauen + Wohnen 4/1966

Konsequent, Grundriss Obergeschoss, Schulhaus Spiegelfeld, Binningen, Quelle: Bauen + Wohnen 4/1966

Schwierige Hanglage, Schnitt, Schulhaus Spiegelfeld, Binningen, Quelle: Bauen + Wohnen 4/1966

Schwierige Hanglage, Schnitt, Schulhaus Spiegelfeld, Binningen, Quelle: Bauen + Wohnen 4/1966

Die Fassaden nehmen die innere viergeteilte Typologie auf. Ein aufs Minimum reduziertes Sichtbetonraster rahmt raumhohe Verglasungen. Diese Kombination ist nur möglich, weil Beleuchtung und Technik der Klassenräume in die 28 cm starke Betondecke eingelassen sind. Unter dem Aspekt eines nachhaltigen, erweiter- und ausbaubaren Baus, ohne dabei in die Primärstruktur eingreifen zu müssen, würde man dies heute wohl nicht mehr so ausführen.

Schulhaus Spiegelfeld, Binningen © Simon Heiniger / Architektur Basel

Schulhaus Spiegelfeld, Binningen © Simon Heiniger / Architektur Basel

Südfassade, Schulhaus Spiegelfeld, Binningen © Simon Heiniger / Architektur Basel

Südfassade, Schulhaus Spiegelfeld, Binningen © Simon Heiniger / Architektur Basel

Die schwarz gerahmten Fenster werden sekundär horizontal dreifach unterteilt, wobei das oberste Feld jeweils transluzent ausgeführt ist. Bis auf das linke Fassadenviertel sind alle Räume vollverglast. Die oberste transluzente Fensterschicht wird in den geschlossenen Fassadenteilen mit ebensolchen Scheiben als Oblicht weitergeführt. Damit werden die Schulzimmer über Eck nicht übermässig belichtet. Die Fassade erfährt dadurch optische Stabilität.

Schulhaus Spiegelfeld, Binningen © Simon Heiniger / Architektur Basel

Schulhaus Spiegelfeld, Binningen © Simon Heiniger / Architektur Basel

Die spezielle Situation am nach Osten abfallenden Hang führt zu vielen grossen Rampen und Treppenanlagen. Diese stören das Gesamtbild zwar nicht über Gebühr, benötigen aber eine Menge Platz und versiegeln die Umgebungsfläche fast gänzlich. Das konsequent organisierte Schulhaus wirkt in der von Infrastruktur durchsetzten Anlage wie ein Ruhepol. Etwas seltsam mutet der über weitere Treppen im östlichen Untergeschoss angeordnete Aussenraum an.

Text: Simon Heiniger / Architektur Basel


Schulhaus Spiegelfeld Binningen
Adresse: Im Kugelfang 3, 4102 Binningen
Architektur: Rasser & Vadi
Bauzeit: 1963-1965
Funktion: Schule
Konstruktion: Skelettbau mit Innendämmung


Fotos:
– © Simon Heiniger / Architektur Basel
Karten/Luftbild:
– Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Quellen:
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0
– Affolter, C. im Auftrag der Denkmalpflege BL (2002), Bauinventar Kanton Basel-Landschaft BIB, Gemeinde Binningen
– Autor*in unbekannt (1966): «Progymnasium in Binningen bei Basel» in: Bauen + Wohnen, 1966, 4, S. 130-139

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