«Konglomerates Ganzes» – Der Zolli stockt auf, Salathé Architekten gewinnen

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Der Zolli stockt auf. Neuen Büroraum soll es geben. Für die Aufstockung eines bestehenden Gebäudes an der Oberwilerstrasse wurde deshalb ein eingeladener Studienauftrag mit gut besetztem Teilnehmerfeld durchgeführt: Dabei waren Lilitt Bollinger, Lukas Baumann, Luca Selva, Dominique Salathé, ffbk und Flubacher Nyfeler. In der Jury sassen mit Roger Diener und Roger Boltshauser zudem zwei architektonische Schwergewichte. Wir werfen einen Blick auf das siegreiche Projekt von Salathé Architekten Basel – und alle anderen Wettbewerbsbeiträge.

Die Ausgangslage zeigte sich folgendermassen: Die Zooverwaltung ist heute auf drei Gebäude verteilt. Logistisch ist das nicht ideal. Zudem sind die Bauten in die Jahre gekommen. Andererseits sollen sie teilweise einer geplanten Erweiterung des Zolli-Areals in Richtung Heuwaage mit neuen Tieranlagen weichen. Ein Neubau soll also Platz für alle Mitarbeitenden der Verwaltung an einem Ort schaffen. «Die Lage bei den Werkstätten, den Garderoben und der restlichen Logistik des Zoos, ist betrieblich ideal», heisst es im Bericht zum Studienauftrag. Die Oberwilerstrasse 131 ist heute höchstens als Anlieferung des Zoos wahrnehmbar. Dieser unscheinbare Hintereingang wird in Zukunft eine wichtige Adresse. Eine Aufstockung des Betriebsgebäudes führe «zu einer gut sichtbaren, hohen, ja dominanten Fassade.» Die eingereichten Projekte variieren zwischen Ikonografie und zurückhaltendem Weiterbauen. Nebst den drängenden ökologischen Aspekten wurde der Frage des Lastabtrags grosse Beachtung geschenkt. «Das Konzept des Konglomerats ist der Schlüssel zum Entwurf», welches das siegreiche Projekt von Salathé Architekten Basel auszeichnet. Die Jury lobt dabei insbesondere den «sorgfältigen Umgang mit dem Bestand und die vertiefte Bearbeitung der konstruktiven und funktionalen Konsequenzen der Aufstockung.»

Gerne werfen einen Blick auf alle fünf Projekte. Die nachfolgenden Beschriebe stammen aus dem Schlussbericht des Studienauftrags.


Salathé Architekten Basel
Siegerprojekt 🏆

© Salathé Architekten Basel

Das bestehende Betriebsgebäude, das Wohnhaus an der Oberwilerstrasse und die Aufstockung sollen zusammengebunden und als ein städtisches Konglomerat gelesen werden, so die Hypothese der Verfasser. Es ist ein elegantes Konzept, es versammelt die Teile städtebaulich zu einem geordneten Ganzen und gewährt den einzelnen alten und neuen Teilen dennoch ihren eigenen architektonischen Ausdruck. Ohne Berührungsängste in Konstruktion und Anmutung ist das Projekt für die Aufstockung als ein eigenständiges Bauwerk entwickelt und über das Betriebsgebäude gesetzt. Die Lasten der dreigeschossigen Aufstockung werden oberhalb des Betriebsgebäudes auf neue Stützen ausserhalb der Bestandsfassaden geleitet und die notwendige Erdbebenertüchtigung ist, ebenfalls peripher, mittels Aufdoppelungen der Fassaden gelöst. So bleibt das Betriebsgebäude in seinen Funktionen weitgehend unbelastet, ausgenommen ist der Bereich des neuen Erschliessungskerns.

© Salathé Architekten Basel

Die tischartige Konstruktion zur Umleitung der Kräfte über dem Betriebsgebäude kragt aus, ihre expressive Gestalt unterstützt die autonome Gestalt der Aufstockung. Sie tritt als eine gerüstartige Struktur aus Holz in Erscheinung, aussen von einer Konstruktion aus Rundstäben umgeben, die für die notwendige Verschattung der Fassaden sorgt und das Gebäude als ein offenes Holzhaus in Erscheinung treten lässt. Wie weit sich die vorgeschlagene biodiverse Begrünung mit den Auflagen einer Fluchtwegfunktion der Balkone verbinden liesse, wäre ebenso zu prüfen, wie die Lage der aussenliegenden Fluchtkorridore und der Fluchttreppe. Jedenfalls verbindet sich der Ausdruck der Aufstockung positiv mit dem Spirit, die dem Zoo eigen ist.

© Salathé Architekten Basel

Das Konstruktionssystem als Holz-Lehm-Hybridbau ist sehr sorgfältig entwickelt und überzeugend dargestellt. Es gewährleistet nicht nur genügend Flexibilität im Gebrauch, es schafft auch eine qualitätsvolle räumliche Ordnung. Sie vermag selbst die expressive Kaskadentreppe aufzunehmen, welche die Bürogeschosse auf bemerkenswerte Weise zu verbinden vermag. Der Gebäudekern wird so auf hervorragende Weise zu einer unerwartet erlebnisreichen, kommunikativen Zone aufgewertet. Auch verspricht die Bauweise gute Voraussetzungen für spätere Anpassungen oder Modifikationen. Dank der schlanken Anordnung des Kerns in der südwestlichen Gebäudeecke erstrecken sich die Arbeitsflächen über die ganze Tiefe des Gebäudekörpers. Sie gewährleistet eine maximale Flexibilität in der Aufteilung und der Anordnung der Arbeitsbereiche über alle Geschosse. Alle Arbeitsplätze können entlang der Fensterfassaden angeordnet werden und profitieren von sehr guten Lichtverhältnissen.

Der vorgeschriebene Flächenbedarf der Arbeitsplätze ist eingehalten, wenn auch das gewählte Achsmass kein optimales Raster für die Arbeitsplatzplanung darstellt. Die Lage des Aufenthaltsbereiches im obersten Geschoss ist ungünstig. Um das Angebot für Pfleger niederschwelliger zu gestalten, müsste der Aufenthaltsraum näher beim Aufzug oder in einem unteren Geschoss gelegen sein. Die Atmosphäre, die in den Arbeitsbereichen vorgeschlagen wird, ist gut getroffen. An der Stelle einer umfassenden, einheitlichen Gestaltung sollen sich auch individuelle Lösungen ergeben können.

© Salathé Architekten Basel

Auch wird sinnvoll vorgeschlagen, teilweise auf das bestehende Mobiliar zurückzugreifen. Allerdings entspricht das Bild einer konsequent auf Nachhaltigkeit in Produktion und Gebrauch hin entwickelten Bauweise nicht ganz der Realität. Die grossen Fensterfronten ergeben trotz des partiellen Sonnenschutzes durch die aussenliegende, gerüstartige Konstruktion in der Summe die klimatischen Bedingungen einer Glasfassade. Die Kompensation mit einer Kältemaschine und einer Unterlagsbodenaktivierung wird nicht als innovativ eingeschätzt, und es bestehen Zweifel, ob mit diesem System in den Sommermonaten zumutbare Arbeitsbedingungen eingehalten werden könnten Der Eingang ist zwischen das Betriebsgebäude und das Wohnhaus gelegt. Wie die Füllung einer Fuge ausgebildet, überzeugt die Lage für die Organisation des Sockelbereichs ebenso wie für die Erschliessung der Obergeschosse durch den neuen Kern, der unmittelbar angelagert ist. Der sorgfältige Umgang mit dem Bestand und die vertiefte Bearbeitung der konstruktiven und funktionalen Konsequenzen der Aufstockung vermögen zu überzeugen.

© Salathé Architekten Basel

Das Konzept des Konglomerats ist der Schlüssel zu einem Entwurf, der präzise auf die gestellte Aufgabe zu antworten vermag und doch unangestrengt wirkt. Es stellt sich schliesslich die Frage, wie weit diese Formel als ein Freipass verstanden werden kann, der ein unkoordiniertes gestalterisches Gegenüber der einzelnen Teile erlaubt oder gar einfordert, oder ob auch in der Form des Konglomerats übergreifende kompositorische Aspekte zu berücksichtigen wären. Setzt man Letzteres voraus, ergibt sich bei aller Qualität des Projekts für die gestalterische Ausbildung des Sockels wohl noch ein Potenzial, das zusätzlich eingelöst werden könnte.

 

Arge Lilitt Bollinger Studio
mit Baumann Lukas Architektur

© Arge Lilitt Bollinger Studio
mit Baumann Lukas Architektur

Städtebaulich überzeugt der Projektvorschlag durch seine eigenständige Setzung und als markanter neuer Baustein im Gesamtareal. Das schlanke, längliche Volumen mit einem Längsgiebel fügt sich elegant in den heterogenen Kontext ein. Der kräftige neu überformte Bestand erinnert dabei an Typologien in Industriearealen. Die Autoren hinterlegen diesen Ansatz auch mit den ikonographischen Fotoarbeiten von Bernd und Hilla Becher. Im heterogenen Werkareal des Zollis erscheint diese Strategie deshalb auch als nachvollziehbar. Die hohe giebelständige Fassade des Baukörpers formuliert zugleich auch die neue Adresse zur Oberwilerstrasse hin. Der aufgestockte Bestandesbau wird auf virtuose Weise neu interpretiert. Spätestens hier fragt man sich aber, ob die Gestaltung doch etwas «ruhiger», allenfalls monochromer hätte ausfallen können. Der Vorteil, die Gebäudelasten innen abführen zu können, hätte hier ein Potential geboten. Die Innenräume sind ebenfalls schlank und angenehm proportioniert worden, insbesondere der Dachraum verspricht ein hohes, räumliches Potential.

© Arge Lilitt Bollinger Studio
mit Baumann Lukas Architektur

Das Tragwerkskonzept der Aufstockung ist sinnvoll realisierbar. Für die Lastabtragung ist unter anderem eine neue Stützenreihe im Bestandsgebäude erforderlich. Entsprechend sind an verschiedenen Stellen im Innenbereich des Bestandsgebäudes Eingriffe erforderlich, was während der Realisierung wie auch im gebauten Zustand Einfluss auf den Betrieb hat. Das genaue Konzept für die Ertüchtigungen, insbesondere im Fundamentbereich und für die Erdbebenverstärkung, wäre noch auszuarbeiten. Bezüglich der Nutzung erweist sich das gewählte Tragwerksprinzip mit der mittigen Lastabführung vor allem bei den Bestandesgeschossen als weniger geeignet. Betrieblich tangiert die Tragstruktur den laufenden Betrieb in grossem Umfang. Es sind Baumassnahmen auf allen Stockwerken und auf gesamter Länge im Betriebsgebäude nötig. Die Entflechtung der Waren- und Personenströme ist wiederum zweckmässig gelöst, wobei Flächen zur Lagerbewirtschaftung noch optimiert werden müssten. Die betrieblich erforderlichen Garderoben sind gut verortet, die Gästewohnungen sind ohne Gemeinschaftsraum und nur teilweise mit eigenem Bad ausgestattet. Bezüglich der Büroplanung werden die aktuellen Planungsrichtlinien geeignet berücksichtigt. Die notwendigen Abstände zwischen den Arbeitsplätzen (EKAS) sind allerdings teilweise noch etwas zu gering ausgefallen. Der vorgeschriebene Flächenbedarf der Arbeitsplätze (SECO) auf den Etagen, wurde ebenfalls erfüllt und die Ausrichtung der meisten Arbeitsplätze (SUVA) sind optimal im rechten Winkel zur Fensterfläche der Fassade organsiert worden. Die offenen Grundrisse bieten grundsätzlich viel Flexibilität für zukünftige Veränderungen. Allerdings ist das uneinheitliche Achsmass der Büros suboptimal, 3.75 m / 3.35 m / 3.20 m sind keine guten Masse für die Büroplanung. Die Bibliothek ist zentral entlang des Korridors angeordnet und dient als Sichtschutz.

© Arge Lilitt Bollinger Studio
mit Baumann Lukas Architektur

Die Forderung nach attraktiven Arbeitsplätzen wird stark durch die Behaglichkeit beeinflusst. Eine gewisse Innovation zur Erreichung der klimatischen Behaglichkeit wäre wünschenswert gewesen. Leider konnten in den präsentierten Unterlagen nur wenige Ansätze zu diesen Themen erkannt werden, insbesondere die klimatischen Bedingungen in den Sommermonaten ist schwierig beurteilbar. Ob die nach Süden gerichtete Fassade mit einer zusätzlichen PVA bestückt wird, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Wenn nicht, wäre dies sicherlich ein interessantes, erschliessbares Potenzial gewesen. Das ersatzlose Streichen der Ölheizung würde in der Weiterbearbeitung eine Lösung für den Sommer und die Übergangszeiten erforderlich machen.

© Arge Lilitt Bollinger Studio
mit Baumann Lukas Architektur

Es ist den Verfassern gelungen, einen städtebaulich sehr interessanten Ansatz zu entwickeln, welcher sich spannungsvoll in den Kontext integriert. Die gewählte Tragstruktur hat aber zu erheblichen Diskussionen geführt, da der Eingriff im Bestand und damit auch auf den Betrieb schlussendlich als zu erheblich bewertet worden ist.

 

ffbk Architekten

© ffbk

Für die neuen Büroräume der Verwaltung schlägt das Team FFBK Architekten eine dreigeschossige Aufstockung auf dem bestehenden Betriebsgebäude vor. Das zusätzliche Volumen wirkt in seiner städtebaulichen Setzung angemessen und unaufdringlich. Eine klare Formensprache prägt das Fassadenbild, horizontale Bänder weisen auf die Geschossigkeiten hin, die grossformatigen Fenster versprechen helle, lichtdurchflutete Büroflächen mit weiten Durch- und Ausblicken bis in das Zoo-Areal. Diese Grossformatigkeit hat jedoch auch Nachteile. Einerseits wird die Erfüllung des sommerlichen Wärmeschutzes trotz Nachtauskühlung ohne Einsatz zusätzlicher technischer Lösungen nur schwer zu erfüllen sein, andererseits gewährleistet eine zu transparente Fassade den Vogelschutz nicht.

© ffbk

Das Tragwerkskonzept besticht wiederum durch seine Klarheit und Einfachheit. Die Lasten der aus einem Holzskelett und Brettstapeldecken und damit möglichst leicht konzipierten Konstruktion werden auf der untersten Decke aufgefangen und auf neue Tragelemente an der Fassadenaussenseite geleitet. Gleichzeitig wird eine Erdbebenertüchtigung über zusätzliche Aufdopplungen an den Fassaden angedacht. Dies führt nicht nur zu einem sehr ökonomischen Vorschlag, sondern minimiert auch die Eingriffstiefe und damit die Beeinträchtigung im Bestandsgebäude während der Bauzeit auf einem Minimum.

© ffbk

Im neu gestalteten Eingangsbereich entflechten die Verfasser geschickt den Hauptzugang von der Güteranlieferung, wobei die Flächen zur Lagerbewirtschaftung noch optimiert werden müssten. Über eine Eingangshalle mit neu konzipierten Erschliessungskern gelangen Besucher wahlweise über eine Treppe oder einen Lift in das 2. Obergeschoss. Der dort verortete, nicht sehr einladend wirkende und von allen anderen Nutzungen abgeschnittene Empfang wird dem Anspruch an einer Beletage nicht gerecht. Hingegen wirkt der im hinteren Bereich gelegene, als grosszügig wahrgenommene Aufenthalt für Mitarbeitende mit seinen attraktiven Innen- und Aussenbereichen und seiner niederschwelligen Erreichbarkeit sehr qualitätvoll und trägt damit aktiv zur Vermischung der Mitarbeiterstruktur bei. Die Arbeitsplätze in den obersten beiden Etagen sind trotz des nicht ideal gewählten Achsmasses mehrheitlich gut und sinnvoll entlang der Fassade ausgerichtet, optimal belichtet und bieten ein gutes Arbeitsklima. Die Ausgestaltung lässt jedoch eine klar definierte Korridorzone vermissen, von der die weniger gut orientierten Arbeitsplätze allenfalls noch hätten profitieren können. Sie fallen daher in ihrer Qualität deutlich ab. Zudem sind die unruhig eingestreuten Raumstrukturen unverständlich. Sie stehen im Widerspruch zur klaren Sprache der Gebäudehülle und lassen Fragen offen.

© ffbk

Zusammenfassend schätzt das Beurteilungsgremium diesen Projektvorschlag als wertvollen Beitrag mit vielen guten Lösungsansätzen, der im direkten Vergleich aber nicht endgültig zu überzeugen vermochte.

 

Flubacher Nyfeler Partner Architekten

© Flubacher Nyfeler Architekten

Das Team FNP, Flubacher Nyfeler Partner Architekten, setzt ein dreigeschossiges, zweiseitig auskragendes und auf der Strassenseite zurückgesetztes schlankes Volumen auf das, zu einem einheitlichen Sockel überformte Betriebsgebäude. Das aufgesetzte Volumen wirkt städtebaulich präzise gesetzt und nimmt die Fassadenflucht des benachbarten Wohnhauses auf. Es weicht gegenüber dem zum Sockel formulierten Bestandesbau zurück. Das unterste der drei neuen Geschosse dient als Vermittlungsgeschoss und bildet so eine klärende Zäsur zwischen dem Bestand und dem zweigeschossig erscheinenden, neuen Volumen. Dank einem gut angedachten Unterflurlift kann eine Entflechtung von Personen und Warenfluss erreicht werden.

© Flubacher Nyfeler Architekten

Das statische Konzept sieht vor, die Lasten durch das bestehende Betriebsgebäude zu leiten und einzelne bestehende Bauteile zu verstärken. Dies dürfte kostenaufwändig sein und zu erheblichen Betriebseinschränkungen während der Bauphase führen. Das Brandschutzkonzept ist geschickt gewählt. Die Anordnung des Aufenthalts- und Schulungsraums auf der Ebene drei, als Vermittlung zwischen dem Altbau und dem Neubau, aber auch zwischen dem tierpflegenden Personal und der Verwaltung, wird als stimmig empfunden. Der Empfang auf dieser Ebene ist nachvollziehbar, wirkt aber, losgelöst von der übrigen Verwaltung verloren. Die zwei getrennten inneren Erschliessungstreppen wirken räumlich attraktiv, verbrauchen aber durch ihre Verdoppelung viel Fläche. Der innere Nebenraumkern ergibt zwar eine Zonierung des Grundrisses, führt aber, insbesondere zusammen mit dem schlanken Grundriss, zu einer gewissen Enge und erschwert die Komunikation zwischen den Arbeitsplätzen.

© Flubacher Nyfeler Architekten

Die Büroarbeitsplätze sind gut organisiert, wirken aber teilweise etwas beengt. Das gewählte Achsmass ist vorteilhaft. Das Haustechnikkonzept lässt keine wirkliche Innovation erkennen. In Anbetracht der eher leichten Konstruktion wird an der Wirksamkeit der angedachten Nachtauskühlung gezweifelt. Die geschosshohen Fenster mögen architektonisch luftig wirken, sind für ein Bürogebäude aber nicht zwingend und werden im Sommer zu hohen Wärmelasten führen. Die vertikalen, fixen Lamellen bringen hier kaum eine Verschattung, so dass im Sommer mehrheitlich der bewegliche Sonnenschutz aktiviert werden muss. Gesamthaft wirkt der Vorschlag architektonisch gut gestaltet und städtebaulich gut positioniert. Die Beschränkung der Volumentiefe, zusammen mit der gewählten inneren.

© Flubacher Nyfeler Architekten

Organisation, führt aber zu erheblichen Einschränkungen für den Bürobetrieb. Das Schliessen vorhandener Fenster mag zwar zu einem aufgeräumten Erscheinungsbild führen, ist aber sowohl funktional als auch unter dem Aspekt der Energieeffizienz, kaum nachzuvollziehen. Abschliessend würdigt das Beurteilungsgremium diesen Vorschlag und die darin enthaltenen Lösungsansätze als guten Beitrag, der insbesondere mit seiner äusseren Erscheinung überzeugt. Im direkten Vergleich vermag aber insbesondere die innere Organisation nicht restlos zu überzeugen.

 

Luca Selva Architekten

© Luca Selva Architekten

Mit dem Ausbau für die Zoo Verwaltung soll das heutige stumme Dienstgebäude an der Oberwilerstrasse künftig zur Stadt hin ausstrahlen. Das Haus reagiert sehr unterschiedlich auf den Kontext. Zur Stadt mit einer Eingangsfassade, wo die markanten runden Fenster dem Verwaltungsgebäude einen eigenen Ausdruck verleihen, zum Zoo mit einer gefächerten Fassade, wo Holzlamellen eine zurückhaltende Architektur schaffen und zur Südseite mit einer Photovoltaikfassade, welche eine Verbindung zum frisch sanierten Wohngebäude sucht. Die vertikale Holzschalung der Aufstockung zieht sich über den unteren Bestand und macht das Haus somit zu einem Ganzen. Durch die Farbgebung in baumfarbenen Grün verbindet es sich zudem mit dem Wohnhaus zu einem Gebäudeensemble.

© Luca Selva Architekten

Der Eingriff in den Bestand ist bewusst minimal gehalten. Zwei neue Treppen leisten eine gute Zugänglichkeit von der Stadt und vom Zoo mit effizienter Erschliessung sämtlicher Geschosse. Die Aufstockung besteht aus drei Bürogeschossen und einem Dachgeschoss mit grosser Terrasse. Die Geschosse sind durch die mittlere Stützenreihe in einen offenen Arbeitsbereich und in die abgeschlossenen Nutzungen entlang der Südfassade aufgeteilt. Sämtliche Arbeitsplätze sind gleichwertig und mit Blick auf den Zoo entlang der Fensterfront ausgerichtet. Die Lage im rechten Winkel zur Fassade wie die guten Lichtverhältnisse ohne direkte Sonneneinstrahlung durch die Nord-Ost-Orientierung sind optimal. Die Fächerung schafft eine wohltuende Zonierung des grossen Arbeitsbereiches, wobei die notwendigen Abstände zwischen den Arbeitsplätzen bei der Verdichtungsvariante mit 4er- Arbeitsplatzkombinationen nicht mehr eingehalten wären. Das gewählte Achsmass ist kein optimales Mass für die Büroplanung. Es gibt eine klare Trennung von Arbeitsplatzbereichen, Meeting-, Neben- und Sonderräumen und auch die Teeküche wird optisch und akustisch von den Arbeitsbereichen getrennt, was konzentriertes Arbeiten am Arbeitsplatz unterstützt. Der Empfang dürfte besser organisiert sein, da er sich im Vorschlag nicht von einem normalen Arbeitsplatz unterscheidet.

© Luca Selva Architekten

Das Tragwerkskonzept der Aufstockung und der Lastabtragung wurde detailliert ausgearbeitet und ist sinnvoll gelöst. Die Lasten aus der Aufstockung werden oberhalb des Bestandsgebäudes mittels Stahlträger auf neue Stützen ausserhalb der Bestandsfassaden geleitet. Aufgrund der Auskragung der Aufstockung ist eine vergleichsweise aufwendige Tragkonstruktion und eine entsprechend lange Bauzeit erforderlich. Das Konzept der Erdbebenertüchtigung ist mittels Aufdopplungen an den Fassaden angedacht. Anhand der haustechnischen Angaben konnten die klimatischen Bedingungen in den Sommermonaten nicht abschliessend beurteilt werden. Der Einsatz natürlicher Materialien wie Holz und Lehm wird sicherlich zu einer positiven Raumatmosphäre beitragen. Es werden jedoch innovative Vorschläge und Massnahmen zur Erreichung der klimatischen Behaglichkeit vermisst, welche Aufstockungen in Leichtbauweise zu einer grossen Herausforderung machen.

© Luca Selva Architekten

Positiv gewürdigt wird der Effekt der unterschiedlich ausgebildeten Fassaden auf den sommerlichen Wärmeschutz. Die Südfassade weist Einzelfenster und Photovoltaikelemente auf, die Nord-Ostfassade ist mit niedrigen Brüstungen und Radiatoren versehen, welche als Heizung und Kühlung verwendet werden können. Das Projekt überzeugt durch seine sorgfältige Analyse und Entwicklung eines spezifischen Vorschlages für den Ort und die neue Verwaltungsnutzung. In seiner Erscheinung wirkt das Gebäude durch die Form des Körpers und der fast massstabslosen Fassade ungewollt monumental und vermag das Verständnis eines sparsamen Einsatzes von Ressourcen zu wenig transparent nach aussen zu tragen.

 

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