PETITION GAV ARCHITEKTUR

«Mir scheint die zeitgenössische Architektur etwas festgefahren im Bau von Hochhäusern»

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Es ist eine Ikone der Basler Nachkriegsmoderne: Das 1962 erbaute Lonza-Hochhaus aus der Feder von Suter + Suter. Es soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Das sei eine gute Nachricht für den Heimatschutz, könnte man meinen. Falsch gedacht. Er erhebt Einsprache und fordert, den Bebauungsplan «aus Gründen des Stadtbilds und des Denkmalschutzes» zu überarbeiten. Wieso das? Wir haben mit Heimatschutz-Obmann Christof Wamister ein kurzes Interview geführt.

Lonza-Hochhaus © Bruno Thüring

Architektur Basel: Der Bebauungsplan sieht den Schutz des Lonza-Hochhauses vor. Das müsste doch ganz in Ihrem Sinn sein. Eine Architekturikone wird definitiv geschützt und erhalten. Wieso haben Sie dennoch Einsprache gegen den Bebauungsplan erhoben?

Christof Wamister: «Uns stört, dass der Denkmalschutz an den Bebauungsplan gekoppelt ist, das heisst, dass er dahinfällt, wenn dieser Bebauungsplan nicht realisiert wird.»

Sie behaupten, das Lonza-Hochhaus sei als reiner Solitärbau konzipiert. Wäre es denn nicht spannend, wenn es sich in einen direkten Dialog mit zeitgenössischen Hochhäusern begibt?

«Aber es gibt bessere Lösungen als zwei gleich grosse Hochhäuser oder Türme. Mir scheint die zeitgenössische Architektur etwas festgefahren im Bau von Hochhäusern, wie sie ja auch über dem Postreitergebäude entstehen sollen.»

Lonza

© lindenhofareal.ch

In Ihrer Argumentation beziehen Sie sich auf das berühmte Vorbild in Mailand: Das Pirelli-Hochhaus. Das ist jedoch um einiges grösser und vor allem höher. Zudem ist die städtebauliche Situation in Mailand eine andere. Der Vergleich hinkt also. Schiessen Sie da argumentativ nicht übers Ziel hinaus?

«Das Lonza-Hochhaus wurde eindeutig nach dem Vorbild in Mailand geformt. Mit seiner massvollen Höhe wurde es aber zu einem Landmark für Basel.»

Sie sprechen in Ihrer Einsprache von der “Würde” des Lonza-Hochhauses. Diese werde ihm mit dem Bebauungsplan genommen. Das tönt eigenartig moralisch. Könnte das Hochhaus durch zwei starke Nachbarn nicht an Kraft und Präsenz gewinnen?

«Das elegante Hochhaus gehört zu den besten Bauten der Nachkriegsmoderne in Basel. Dieser Meinung war der Heimatschutz schon 1999, als er dessen Renovation prämierte. Zwei gleich hohe Hochhäuser würden seine Bedeutung minimieren und zum Beispiel die Sicht darauf von der St. Jakobs-Strasse verstellen. Auch Bauten der Nachkriegsmoderne haben ihre Würde.»

Lonza

© lindenhofareal.ch

Sie befürchten, dass der Naturbestand unter den Neubauten stark leiden würde. Mit geeigneten Baumschutzmassnahmen sollte das verhindert werden können und ausserdem würden auch neue Bäume gepflanzt. Die heutigen Parkplätze neben dem Hochhaus haben ja keinen besonderen ökologischen Wert. Finden sie nicht, dass der Grünraum durch den Bebauungsplan an Qualität gewinnen würde?

«Die Bäume lassen sich schützen, aber der Grünbestand müsste vermutlich neu aufgebaut werden. Wichtig ist der Zusammenhang mit den benachbarten Parkanlagen, der immer noch durch stark befahrene Verkehrsachsen unterbrochen ist. Und es gibt hier auch isolierte Wohngebiete, welche durch die Situation beeinträchtigt sind.»

Dann ist da noch die übergeordnete Ebene der Raumplanung: Unsere Stadt muss dichter werden. Das ist ökologisch, da die Mobilität verringert wird; es schont die Landschaft. Ist die Verdichtung auf dem Areal der Lonza, wo sich heute an bester Lage Park- und Tennisplätze befinden, nicht sinnvoll und von übergeordnetem gesellschaftlichem Interesse?

«Es ist richtig, dass das Areal mit seiner disparaten Nutzung, Tennsiplatz und Parkplätze, besser genutzt wird.»

weitere Infos zum Projekt: www.lindenhofareal.ch

 

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