Aufstockung anstatt Hochhaus: Reset auf dem Horburg-Areal?

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Zurück an den Absender! Das Verdikt war klar. Der Bebauungsplan für das Horburg-Hochhaus von Buchner Bründler erlitt im vergangenen Dezember im Grossen Rat Schiffbruch. Das Vorhaben wurde von einer grossen Mehrheit an die Regierung zurückgewiesen. Aus den Parlamentsreihen kommt nun überraschend ein konstruktiver Vorschlag, wie es auf dem Areal weitergehen könnte. Grossrat Franz-Xaver Leonhardt skizziert einen möglichen Neuanfang.

© Grundbuch- und Vermessungsamt Kanton Basel-Stadt

«Die Ausarbeitung des Bebungsplans stand schon von Beginn an unter keinem guten Stern. Zwar wurde ein denkmalpflegerisch spannendes Projekt unter Expertinnen juriert und diente als Grundlage für das aufgesetzte Planungsverfahren. Das darin vorgeschlagene Hochhaus fand allerdings in der Bevölkerung keine Akzeptanz. Insbesondere die fehlende Mitwirkung, die Einbettung in übergeordnete Planungskonzepte, sowie ökologische und sozialverträgliche Anliegen wurden bemängelt», schreibt Leonhardt in seiner Motion. Auf Grund dieser verfahrenen Situation sei ein «innovativer» Neuanfang angesagt.

© Grundbuch- und Vermessungsamt Kanton Basel-Stadt

Die Eigentümerin habe mehrfach und über verschiedene Kanäle immer wieder angekündigt, «dass sie ohne rechtsgültigen Bebauungsplan erwägt das Areal «Horburg» zu verkaufen und nicht mehr baulich weiterzuentwickeln.» Leonhardt schlägt deshalb vor, dass der Kanton Basel-Stadt hier als Eigentümerin einspringen könnte. Konkret würde Immobilen Basel-Stadt  der Credit Suisse die Liegenschaften abkaufen. Ein Friendly Takeover sozusagen. Der Mitte-Grossrat referenziert dabei die Ideen von Hans Bernoulli: «Dieses Vorgehen ist einerseits aus bodenpolitischen Gesichtspunkten sinnvoll und andererseits aus planerischer Perspektive angezeigt. Der Kauf des Areals «Horburg» würde es dem Regierungsrat ermöglichen, eine offene Ausschreibung für die Abgabe von einem Baurecht durchzuführen.» Mit so einem Baurecht sei es – wie Bernoulli das schon als Vision skizziert hat – «der Stadtgemeinde möglich, was sie so lange schon angestrebt hat: ihre Stadt aufzubauen, zu erneuern, zu erweitern, so schön, so gesund, so wohnlich als irgend es zeitgenössische Kunst und Technik gestatten.»

Tempi passati? Das Hochhaus Horburg hatte im Quartier einen schweren Stand © Buchner Bründler Architekten

Ziel wäre nicht, dass der Kanton die Gebäude selbst entwickelt und langfristig vermietet, sondern eine ambitionierte Konzeptvergabe unter interessierten Bauträgerinnen auslobt und die Planung unter Mitwirkung der Bevölkerung wieder aufgenommen werden kann. Wie ein mögliches Endresultat aussehen könnte, schwebt Leonhardt bereits vor. Er hat eine Visualisierung in Auftrag gegeben, die die bestehenden Bauten um ein Geschoss aufgestockt zeigt. Das wäre eine schonungsvolle und den Bestand wahrende Form der zusätzlichen Verdichtung. Ein Hochhaus hat dabei keine Priorität.

Zukunftsvision? Aufstockung der Bestandesbauten (Quelle: zVg)

Fazit: Der konstruktive Vorschlag von Leonhardt scheint für alle Beteiligten prüfenswert. Er könnte Bewegung in die verfahrene Situation an der Horburgstrasse bringen. Dass der Kanton eine aktive Bodenpolitik betreibt, entspricht dem Volkswillen. Die Stimmbevölkerung hatte 2016 der «Neuen Bodeninitiative (Boden behalten und Basel gestalten)» mit deutlichem Mehr zugestimmt. Wie die architektonische Ausformulierung aussieht, sollte ein Wettbewerbsverfahren zeigen. Die lieblose Visualisierung der Aufstockung ist noch wenig verheissungsvoll. Da besteht Luft nach oben. Aber besser so als umgekehrt. Der Ball, ob und in welcher Form es zum Reset kommt, liegt nun bei der Regierung. Wir sind gespannt.

Artikel: Lukas Gruntz / Architektur Basel

 

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