Podium zur Messe Basel: «Wohnungen zahlen netto am besten ein»

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Die Messe als städtebauliche Chance? Architektur Dialoge lud zum Podium. Nach einer kurzen Einleitung von Sarah Barth, worin die eindrückliche Entwicklung des Areals der Messe dargelegt wurde, übernahm Simon Hartmann das Wort. Er präsentiert Entwürfe seiner Studierenden aus Harvard und dem KIT in Karlsruhe: «Die Messe ist der eigentliche Puls des Quartiers. Es ist das entscheidende Element.» Es folgte ein Feuerwerk an spielerischen und fantastischen Entwürfen der Neuprogrammierung und Adaption. «Im Moment sind alle Fragen wieder offen? Wir wissen nicht, wie die Reise weitergeht.»

«Wohnen im Programm 1000+ ist sicher einer Forderung. Öffentliche Nutzungen wie ein Hallenbad werden diskutiert oder auch normale Nutzungen aus der Verwaltung.»

Podium zur Messe: Eine städtebauliche Chance © HHF

Ja, genau: Wohin soll die Reise der Messe gehen? Das Grundeigentum des Areals ist beim Kanton Basel-Stadt. Die Messe hat ein Baurecht, das maximal noch 60 Jahre dauert. Kürzlich wurde die Halle 3 von der Einwohnergemeinde wieder übernommen. Sie wird bis 2026 als Depot und Aufladestation für Elektrobusse der BVB genutzt, wie das Publikum von Barbara Rentsch, der Leiterin von Immobilien Stadt, erfuhr. Was danach mit der Halle geschehe, werde im Moment eruiert: «Wohnen im Programm 1000+ ist sicher einer Forderung. Öffentliche Nutzungen wie ein Hallenbad werden diskutiert oder auch normale Nutzungen aus der Verwaltung.»

«Es ist ein offener Wettbewerb vorgesehen.»

Podium zur Messe: Eine städtebauliche Chance © Architektur Dialoge

In welche Richtung soll sich das Areal und damit auch die Messe selbst entwickeln? Jonas Scharf, Managing Director Venues MCH Group, befand: «Eine Messehalle mitten in der Stadt ist einzigartig. Das wäre ein Asset, das man nicht aufgeben darf.» Und zudem: «Wohnungen zahlen netto am besten ein», wobei er sich als Messebetreiber eigentlich ein Hotel mit 3000 Zimmern auf dem Areal wünsche. Im Hochhaus, das anstelle des Rosental Parkings entstehen soll, würde ein Teil davon realisiert werden. Das Projekt dazu soll in einem Architekturwettbewerb erkoren werden, wie Scharf bestätigte: «Es ist ein offener Wettbewerb vorgesehen.»

«Die Messe und die Stadt ist eine Schicksalsgemeinschaft. Im positiven Sinn. Die Koexistenz ist das Kapital der Messe.»

In seiner gewohnt überlegten Art hielt Meinrad Morger den Ball flach: «Es kann mit dem Bestand gearbeitet werden. Es ist eigentlich alles schon da.» Und zur Kritik, dass der Messeplatz oft leer und unbelebt sei: «Ein Platz kann nur lebendig sein, wenn er auch einmal leer ist. Das ist nicht schlimm.» Hartmann fand hingegen: «Da muss halt auch einmal eine Demonstration stattfinden können.» Ein kleiner Seitenhieb an die Messe, die 2013 eine Protest-Demo gegen die Kunst-Favela gewaltsam auflösen liess. In Sachen Wohnen auf dem Areal zeigte sich Hartman eher skeptisch: «Triviales Wohnen macht die Messe kaputt, sowie die Messe auch nicht trivial sein kann.» Wennschon müssten neue, radikale Wohnformen erprobt werden: «Ich plädiere für Urbanität.» Und Morger befand: «Die Messe und die Stadt ist eine Schicksalsgemeinschaft. Im positiven Sinn. Die Koexistenz ist das Kapital der Messe.»

Podium zur Messe: Eine städtebauliche Chance © Architektur Dialoge

Am Ende war das alles etwas brav, spannungslos, floskelhaft. Rentsch: «Die Transformation ist immer eine Chance.» Irgendwie sinnbildlich war die leise Enttäuschung von Messemanager Scharf über die Arbeiten der Studierenden: «Ich habe von den Architekten radikalere Sachen erwartet.» Zu einer inhaltlichen Kontroverse kam es nicht. Und zwischenzeitlich irritierte ein akustisches Rauschen die rund 150 Zuschauer des Livestreams. Simon Hartmann fand irgendwann die Ursache: «Es ist das Kabel!» Und Moderator Dieter Kohler kommentierte trocken: «Der gute alte Wackelkontakt.»

Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel


Das Podium verpasst? Die Diskussion kann hier nachgeschaut werden > www.youtube.com

 

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