Reformierte Kirche Reinach | Baselbieter Baukultur #23

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Mit der Reformierten Kirche in Reinach ist die Diskussion um die räumliche Wirkung von Innen und Aussen um ein Kapitel reicher. Neben Stahlbeton verwendete Architekt Ernst Gisel Backstein als Baustoff, nicht etwa als äusseren Abschluss, sondern als innere Verkleidung. Ein Rundgang.

Tragwerk und Hülle
Wir betreten die Kirche über den Hauptzugang auf der rechten Seite der Südfassade. Nachdem wir die schwere Doppeltür hinter uns haben, ist der Raum gedrückt. Links von uns führt eine gerade Treppe mit Podest nach oben, rechts eröffnet sich ein grosser, im Grunde viereckiger Kirchenraum mit zwei räumlichen Ausbrüchen gegen Westen. Die Stützen der Empore zwischen Hauptraum und Erschliessung, kommen einer Arkade gleich und schaffen räumlich eine Art Seitenschiff. Die Orgel bildet den vorderen Abschluss der Empore. Gegenüberliegend nimmt die rückwärtige Schicht mit Nebeneingang alle dienenden Räume auf.

Reformierte Kirche, Reinach © Architektur Basel

Reformierte Kirche, Reinach © Architektur Basel

Ist die Kirche äusserlich total in Sichtbeton gehalten, so sind im Innenraum alle Wände mit rötlichen Backsteinen verkleidet. Tatsächlich belässt Gisel den Beton an den Stellen, an denen er statisch notwendig ist, etwa der Decke, den Stützen oder im ins Gebäude hineinragenden Turm roh. Der Backstein bleibt Verkleidung. Ebenso der Boden. Der Rand ist mit quergestellten Backsteinen gefriest. In dem die etwas erhöhte Kanzel, obschon statisch nicht nötig, ebenfalls in Beton ausgeführt wurde, kommt ihr im Kirchensaal eine besondere Bedeutung zu.
Belichtet werden alle Räume entweder indirekt über abstrahlendes Licht, via Oblichter oder über seitliche Fenster. Die Wandöffnungen definieren denn auch das äussere Fassadenbild. Wir verlassen die Kirche und betrachten das Gebäude von aussen. Die Ostfassade ist mit kleineren Lochfenstern durchsetzt, die Südfassade mit einer Reihe unterbrochener Bandfenster, im Westen gibt es mehrere übereinander liegende horizontale Übereck-Fenster. Beim kleinen schmalen Türmchen im Norden handelt es sich um einen Kamin. Aufgrund der Oblichter ist das Volumen in der Höhe und Tiefe etwas gestaffelt.
Stünde das Gebäude nicht frei und würde auch der oben offene Glockenturm fehlen, müsste man zweimal hinsehen, um darin auf den ersten Blick eine Kirche zu erkennen.

Reformierte Kirche Reinach
Funktion: Kirche
Adresse: Niederbergstrasse 2, 4153 Reinach BL
Bauzeit: 1961-1963
Architektur: Ernst Gisel


Text:
– Simon Heiniger / Architektur Basel
Fotos:
– Simon Heiniger / Architektur Basel
Quellen:
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0

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