Es ist eine nachhaltige Herzensangelegenheit. An der Florastrasse in Basel steht neuerdings ein einzigartiges Projekt: Basels erste klimaneutrale Buvette. Unser Redaktor Laurence Ziegler war beim Erstellungsprozess – vom Werk bis ans Rheinufer – mit dabei. In seinem Artikel beschreibt er die Entstehung der neusten Buvette am Rheinufer.
Die Buvette am Unteren Rheinweg musste nach zehn Jahren Betrieb Ende 2022 die Nutzungsbewilligung erneuern. Das Bau- und Verkehrsdepartement hatte deshalb bereits im März 2022 eine Ausschreibung für den Betrieb gestartet und 17 Gastro-Konzepte von Unternehmen und Einzelpersonen erhalten. Die Auswahlkriterien waren u.a. das gastronomische Angebot, Ästhetik und Nachhaltigkeit. Die Auslobungskommission entschied sich für das Konzept der Wyniger Gruppe. Diese beauftragte die ARS Architektur AG damit, die Flora Buvette in ihrem Sinne zu erneuern.
Das Architekturbüro von Rolf Stalder, das eine lange Tradition in der Region Basel hat, wurde letztes Jahr von Marco Husmann, Andreas Schröder und Vivianne Luongo übernommen. Unter der neuen Führung wurde das Büro umbenannt, um die Kontinuität der Arbeit zu betonen und den neuen Anfang zu markieren. ARS versteht sich als generalistisches Architekturbüro und hat sich, gemäss Marco Husmann, der «Suche nach der Poesie in der Architektur» verschrieben. Die Übernahme und das Rebranding seien ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Büros und sind ein Signal für die Zukunft.
Das Projekt der klimaneutralen Buvette an der Florastrasse wurde unter der Leitung von Andreas Schneider entworfen und realisiert. Schneider, der sowohl Architekt als auch Künstler ist, hat dabei besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und Ökologie gelegt. Die Bauarbeiten wurden von der Stamm Bau AG ausgeführt, die mit ihrem Know-how und ihrer Erfahrung in der Branche für eine reibungslose Umsetzung sorgte. Andreas Schneider, der langjährig bei ARS Architektur (ehemals Architektur Rolf Stalder) tätig ist, war während der Realisierung des Projekts bei Stamm Bau AG täglich vor Ort. Hans Schneiter, Leiter Vertrieb und Key Account Management bei Stamm Bau AG, betont, dass das Projekt auch für seine Firma eine Herzensangelegenheit ist und auch für Stamm eine spezielle Bedeutung hat.
Die neuen Betreiber der Buvette führen bereits mehrere Gastronomiebetriebe in Basel. Sie heissen Tanja und Fabio Gemperli von der Tisch 77 AG (Teil der Wyniger-Gruppe). Die beiden haben die alte Buvette gekauft. Die Besonderheit der Buvette liegt in der Ausführung aus recycelten Bauteilen und der Produktion von Solarstrom vor Ort. Das Konzept tönt gut: Die Buvette will Besucherinnen und Besucher des Rheinbords lokale Produkte, die vor der Entsorgung gerettet werden, anbieten. Food-Re-Use sozusagen.
Es entstanden zwei Bauten: Eine Getränke- und Essensausgabe mit Lagerräumlichkeiten und zwei Toiletten sowie eine Pergola mit Stehbar und zweitem Lager. Um die beiden Bauten miteinander zu verbinden, wurde entlang der Rabatten auf der Seite Unterer Rheinweg eine lange Sitzbank errichtet.
Das durchdachte Gesamtkonzept basiert auf Urban Mining, einer Bauart, die Gebäudematerialien wiederverwendet. Bei der Umsetzung von Urban Mining wird versucht, die Wege, die Baustoffe zurücklegen, zu minimieren, indem Materialien lokal beschafft werden. Im Fall der Flora Buvette wurden Baumstämme aus nahen Wäldern rund um Basel für Säulen verwendet. Die PV-Anlage auf der Buvette ist Secondhand. Ebenso konnten Holzbretter vom Basel Pavillon auf dem Dreispitz weiterverwendet werden. Die Buvette nutzt keine warmwasserführenden Anschlüsse und arbeitet dadurch energieeffizient. Andreas Schneider sagt dazu: «Die Gestaltung der Buvette wurde darauf ausgerichtet, sich der Umgebung anzupassen und in ihr aufzugehen. So ist beispielsweise die umlaufende Schürze in der Farbe des Rheins gehalten. Die Altholz-Fassade in Struktur der Äste nimmt gestalterisch Bezug auf die umliegenden kräftigen Linden entlang des Rheins.»
Die Eröffnung ist für den Donnerstag, 23. März geplant. Sie fällt in die Zeit des Frühlingsanfangs. Man ist bereit für die neue Saison. Das Engagement der involvierten Unternehmungen für Nachhaltigkeit ist spürbar. Die «Buvette 7– Flora am Rhy» wird in den kommenden Monaten hoffentlich ein besonderer Treffpunkt am Rhein. Ein Ort zum Geniessen, der auf nachhaltigem Fundament steht. Die Buvette beweist: Ökologie hat nicht nur mit Verzicht zu tun. Sie kann auch lustvoll sein.
Text: Laurence Ziegler / Architektur Basel