Buchner Bründler: Hotel für Beton-Nomaden

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«Mittels eines Rückbaus einzelner Teile und baulicher Ergänzungen sollen die atmosphärischen Qualitäten aus den 1950er Jahren in die Gegenwart transferiert werden», so umschreiben Buchner Bründler Architekten ihre Strategie für den Umbau eines Gebäudes mitten in der Innenstadt.

Das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus der Architekten Bräuning, Leu, Dürig kennzeichnet weiss gefasste, ockerfarbene Fassadenfelder, welche durch eine vertikale Struktur der Oberfläche Tiefe erhalten. Baukulturell bedeutend ist vor allem das Vorderhaus des zweiteiligen Ensembles, wobei es sich um eine seltene Variante des in dieser Zeit aufkommenden Typs des Apartmenthauses in der Form von möblierten Kleinwohnungen mit Hotelservice und Gemeinschaftsräumen handelt. Ein gemeinsames Erdgeschoss verbindet Vorder- und Hinterhaus. Im relativ schmalen Brunngässlein gelegen, findet es sich heute zwischen mehreren Geschäftsgebäuden.

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Das Hotel Nomad © Ruedi Walti und das ehemalig Wohn- und Geschäftshaus © Bruno Thüring

Bei der Umnutzung des Gebäudes wurde darauf geachtet, so viel Bausubstanz wie möglich zu erhalten. So wurde die Fassade auf die ursprüngliche rohe Betonoberfläche zurückgeführt. Dadurch kam auch das Relief der Bestandsfassade wieder besser zum Vorschein. Die Unterzüge in der Lobby wurden analog dem Bestand ergänzt.

Was hinzugefügt wurde, ist jeweils kenntlich gemacht. So versteht man die aufgesetzten Fenster an dem breiten Aluminiumrahmen als ein neues Element.  Der Erschliessungskern mit Treppe und Aufzug, der verlegt wurde, wird an der Fassade mit aufgesetzten Betonkassetten gekennzeichnet. Heute dient der Kern zusätzlich zur Aussteifung des Gebäudes.

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Die Zimmer im Vorderhaus werden über einen Mittelgang erschlossen. © Buchner Bründler Architekten AG

Das neue Attikageschoss lehnt sich stark an die Form des ehemaligen an. Es ist, wie die Fenster, mit Aluminium verkleidet. In ihm finden sich eine Suite sowie weitere Zimmer. Die Zimmer im Vorderhaus werden über einen Mittelgang erschlossen, dessen Struktur weitestgehend erhalten werden konnte. Das Hinterhaus wurde jedoch komplett neu gebaut.

Der Gastronomie- und Empfangsbereich öffnet sich zur Strasse über grosse Fenster, welche im Sommer auch geöffnet werden. Die lang gezogene Theke vermittelt zwischen Bar und Restaurant. Ein Oberlicht bringt Tageslicht in die Lobby und das Restaurant. Seine auffällige Form ist vor allem im oberen Geschoss mit Blick auf den Innenhof zu erleben.

Ein weiteres interessantes Detail findet sich im Element der Stützen. Während die eckige Stütze neu hinzugefügt wurde, scheinen sich die anderen zwei Rundstützen auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden. Ein Schattenfuge am oberen Ende der nun mittig gelegenen Stütze verweist auf den durch Beschädigungen im Bauprozess notwendigen Ersatz der alten Stütze.

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Die runde Stütze mit Schattenfuge © Rory Gardiner

Die Architekten pflegten einen sorgsamen Umgang mit dem denkmalgeschützten Gebäude. Der Charakter des ehemaligen Wohn- und Geschäftshauses blieb erhalten. Altes wurde neu, zeitgemäss interpretiert, die Geschichte dabei kenntlich gemacht. Durch die Kombination von herausgeschältem Bestand und feinfühlig hinzufügter neuer Elemente ist ein Gebäude mit starkem Wiedererkennungswert entstanden. Zur Freude aller Beton-Nomaden.

Text: Marco Blecher / Architektur Basel


Pläne: Buchner Bründler Architekten AG
Fotos: Bruno Thüring (Denkmalpflege Basel-Stadt)
Rory Gardiner
Ruedi Walti
Quellen: Alt oder Neu?, Bauen im Bestand: Projekte, db deutsche Bauzeitung, Ausgabe 12, 2016

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