Esch Sintzel Architekten planen neues Blindenheim am Kohlenberg

0

Esch Sintzel Architekten mausern sich in Basel zu Experten, wenn es um die Frage der Nachverdichtung im Hof geht. Nach ihrem vielbeachteten Wohnungsneubau im Hof an der Maiengasse, gewinnen sie in Zusammenarbeit mit Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten den Studienauftrag für einen Ersatzneubau sowie die Erweiterung des bestehenden Pflege- und Gesundheitszentrums der Stiftung Blindenheim Basel am heutigen Standort Kohlenberg. Das Areal im Innenhof zwischen Kohlenberggasse und Steinenschanze soll umgestaltet und nachverdichtet werden. Die Stiftung will mit dem neuen Zentrum Raum schaffen für neue Angebote und Leistungen für betagte, blinde, seh- und hörsehbehinderte Menschen in der Region Basel, die bis heute nicht abgedeckt werden.

Neubau Blindenheim von Esch Sintzel Architekten: Städtebauliches Konzept © Esch.Sintzel GmbH, Proplaning AG

«Mit dem Projekt erweitern wir den Rahmen, der es betroffenen Menschen ermöglicht, sichtbar selbstbestimmt leben, arbeiten und wohnen zu können – und das weiterhin im Herzen von Basel,» erklärt Pierre Jaccoud, der Präsident der Stiftung Blindenheim Basel. Das Projekt umfasst den Rückbau der bestehenden Gebäude an der Kohlenberggasse 20 und 24, einen dreiflügligen Neubau mit zusätzlichen Angeboten für das Quartier sowie die Umgestaltung des Areals zu einem öffentlichen Gartenhof. Die Architekten schlagen einen dreiflügligen Gebäudetyp vor, dessen beide strassenbegleitenden Flügel einen Riegel bilden, während der dritte Flügel mittig die Hofseite besetzt. Die Flügel sind geformt von der polygonalen Parzellengeometrie und der Belichtung der Innenräume. Zwischen den Flügeln öffnen sich lauschige, begrünte Höfe.

Neubau Blindenheim von Esch Sintzel Architekten: Grundriss Erdgeschoss © Esch.Sintzel GmbH, Proplaning AG

Das Alters- und Pflegeheim des Blindenheims gehörte in den 1970er-Jahren zu den ersten seiner Art und war eine der ersten Institutionen im Raum Basel, die ausschliesslich Einbettzimmer samt Nasszellen anbot. Der aktuelle Bau entspricht nicht mehr den Anforderungen, die heute an selbstbestimmtes Leben, Arbeiten und Wohnen gestellt werden. Sechs Architektenteams erarbeiteten Lösungsvorschläge für den Ersatzneubau und die Umgestaltung des Areals. Das Projekt «Triskele» von Esch Sintzel überzeugte den Stiftungsrat «vorab aufgrund der besonderen Sensibilität für die spezifischen Bedürfnisse der von Sehbehinderungen betroffenen Menschen, aber auch aufgrund seiner städtebaulichen Akzentsetzung.»

Neubau Blindenheim von Esch Sintzel Architekten: Visualsierung Hof © Indivisual AG

Die Stiftung hat in diesen Tagen ein generelles Baubegehren eingereicht. Der Bau soll bis Anfang 2024 fertiggestellt sein und wird rund 40 Millionen Schweizer Franken kosten. Für die Finanzierung ist die Stiftung auch auf private Spenderinnen und Spender angewiesen. Während des Baus steht der Stiftung für die Alters- und Pflegeabteilung die ehemalige Reha Chrischona in Bettingen als Ersatzstandort zur Verfügung, welche derzeit bereits vom Alterszentrum Lamm als Rochade-Standort genutzt wird.

Neubau Blindenheim von Esch Sintzel Architekten: Modellfoto Innenraum © Esch.Sintzel GmbH, Proplaning AG

«Auf dem Areal zwischen Kohlenberggasse und Steinenschanze entsteht dank Zukäufen von benachbarten Immobilien ein offenes Haus, dessen Innenleben von aussen sichtbar wird. Besser zugänglich werden auch der Gartenhof (neu mit Restaurant)», schreibt die Stiftung in ihrer Medienmitteilung. Es entstehen interdisziplinäre Dienstleistungsangebote, welche auch für die Nachbarschaft und das Quartier zugänglich sind. «Es entsteht ein Gebäude mit hoher Flexibilität, in dem in Zukunft leicht Anpassungen der Räume möglich sind, wenn sich die Bedürfnisse ändern.» Hier antwortet das Projekt mit einem cleveren statischen System: Durch das gewählte, weitgespannte Tragwerk können alle Raumabschlüsse nichttragend erstellt werden. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität, so dass auch in Zukunft ohne statische Ersatzmassnahmen Anpassungen am Raumprogramm vorgenommen werden können.

Die bestehenden Wohnliegenschaften am Steinengraben 75 und 77 werden wie bisher für niederschwellige Angebote wie Wohnen mit Service genutzt, aber auch für jüngere Sehbehinderte, welche eine berufliche Umschulung absolvieren. In Zukunft sollen eine Hausarztpraxis, Physiotherapie, Coiffeursalon sowie weitere Dienstleistungs-, Beratungs-, und Betreuungsangebote dazu kommen.

Neubau Blindenheim von Esch Sintzel Architekten: Grundriss Regelgeschoss © Esch.Sintzel GmbH, Proplaning AG

Das Projekt am heutigen Standort auf dem Kohlenberg ermöglicht der Stiftung mit ihren Betrieben, «weitere zukunftsgerichtete Vorhaben anzugehen und umzusetzen, wie z.B. neue Formen der Beschäftigung und Zusammenarbeit zwischen sehenden und blinden, seh- und hörsehbehinderten Menschen.» Stiftungsratspräsident Pierre Jaccoud fasst die Intention des Projekts folgendermassen zusammen: «Damit schaffen wir für die kommenden Generationen die Voraussetzung für noch mehr Integration, noch mehr Selbstbestimmung und individuell zugeschnittene Unterstützung.»

Quelle: Stiftung Blindenheim Basel / Esch Sintzel Architekten


Anmerkung der Redaktion:
Gerne hätten wir an dieser Stelle auch über die weiteren fünf Projektbeiträge berichtet. Die vergleichende Diskussion scheint uns in Sachen baukultureller Auseinandersetzung wichtig. Leider möchte die Stiftung Blindenheim Basel die anderen Studienbeiträge nicht öffentlich diskutiert haben, was wir sehr bedauern.

Comments are closed.