“Grüsse aus dem Hochsicherheitstrakt”

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Kürzlich erhielten wir von unserer Leserin Paula S.* freundliche “Grüsse aus dem Hochsicherheitstrakt”, wobei mit letzterem das Meret Oppenheim Hochhaus gemeint war. Seit dem Frühjahr 2019 wohnt Paula zusammen mit ihrem Partner an diesem “Prestige-Wohnort”, wie sie es nennt. Das Paar wollte unbedingt einmal in einem Hochhaus wohnen. Im MOH konnten sie sich ihren Wohntraum endlich erfüllen. Leider nahm die Geschichte kein gutes Ende.

Tauben unterwünscht, gute Gestaltung ebenso… Die nachträgliche Drahtverspannung auf dem Geländer © zVg

Der Frust begann mit der Mängelbehebung in der Wohnung, die “ewig ging”. Doch damit fing “der richtige Spass” erst richtig an. Das MOH zog in den heroischen Kampf gegen die Tauben, die im Gundeli in grosser Zahl zu Hause sind – und das Hochhaus als neues Habitat kurz nach der Fertigstellung in Beschlag nahmen. Die Verwaltung habe entschieden, “dass das uns noble Menschen im MOH nicht tangieren darf,” schreibt Paula mit leiser Ironie. Auf dem einst eleganten Geländer, auf dem man gemütlich abgestützt in die Ferne schauen konnte, wurden “gefängnisartige” Drähte montiert. Doch damit nicht genug: Damit die Tauben auf dem Balkon nicht zirkulieren können, wurde der einst durchgehende Aussenraum durch Gittertüren aufgeteilt. “Diese Türen nehmen viel Platz auf unserem bescheidenen Balkon ein.” Ob die Architekten bei dieser gestalterisch unglücklichen Lösung mitreden durften?

“Leider mussten wir wiederum feststellen, dass einige Bewohnerinnen und Bewohner Zigaretten, Zigarettenasche oder auch andere Sachen vom Balkon herunterwerfen.”

Eine Ode an das Metallgitter: So sehen die neuen Gittertüren auf dem schmalen Balkon aus © zVg

Ein weiteres Problem betraf das Verhalten der Bewohnerschaft selbst, wie eine Mieterinfo der Verwaltung deutlich macht: “Leider mussten wir wiederum feststellen, dass einige Bewohnerinnen und Bewohner Zigaretten, Zigarettenasche oder auch andere Sachen vom Balkon herunterwerfen.” Es ist verständlich, dass die darunter liegenden Mietparteien nicht sonderlich erfreut über die nachbarlichen Grüsse von oben waren: “Dies ist natürlich sehr unangenehm für diese Mieterinnen und Mieter und kann auch gefährlich werden.” 

“So kann es vorkommen, dass wir tagelang drinnen im Dunkeln sitzen müssen.»

Ausblick mit Filter: Automatisch geschlossene Shutter © zVg

Der grösste Frust betraf jedoch die Faltläden. Die teuer bezahlte Aussicht hängt im MOH von der jeweiligen Wetterlage ab. Bei starkem Wind oder bei Frostgefahr aufgrund von Minustemperaturen werden die Shutter automatisch geschlossen. In einer erst kürzlich versandten Mieterinfo heisst es dazu: “Beim Zufahren der Shutter könnten Eisbildungen auf den Shutter nach unten fallen, was eine potenzielle Gefährdung darstellt.” Die Bewohner können sie in der Folge nicht mehr übersteuern, also öffnen. Bevormundung à la MOH. “So kann es vorkommen, dass wir tagelang drinnen im Dunkeln sitzen müssen. Insbesondere jetzt während dem Home-Office gibt es besseres”, schreibt uns Paula resigniert. Und wenn auf der Vermarktungs-Webseite weiterhin die Rede ist von “ihrer Traumwohnung an bester Lage mit atemberaubender Aussicht über die Stadt und das Umland” muss das leider mit Vorsicht genossen werden. Vielleicht sollte eher die Rede von “Aussicht mit gelegentlicher Einschränkung” sein.

Da scheiden sich die Geister: Das Meret Oppenheim Hochhaus im Gundeli © Architektur Basel

Ende gut, alles gut? Leider nein. Paula und ihr Partner ziehen im Sommer aus dem MOH aus. Das Abenteuer “Wohnen im Hochhaus” nimmt damit ein Ende. Ohne Groll und Argwohn endet ihr Brief mit den folgenden Zeilen: “Ich wollte einfach mal berichten, wie es sich im MOH lebt.”

*Name der Redaktion bekannt.


Leben im MOH?
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