PETITION GAV ARCHITEKTUR

Architektur-GAV: „Klare Regelungen reduzieren das Risiko auf Konflikte und Missverständnisse.“

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Für faire – und vor allem einheitliche – Arbeitsbedingungen in Architekturbüros setzen wir uns ein. Vergangenes Jahr startete die Petition für einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) in der Region Basel. Die junge, engagierte Architektin, Ladina Thurnherr, plädiert für einen Change in der Architekturbranche. Dabei geht es primär um die Arbeitsbedingungen und die Entlöhnung. Hierbei sieht sie deutlichen Handlungsbedarf und ist der Meinung, ein GAV wäre das richtige Instrument dazu.

Wie sind momentan deine Arbeitsverhältnisse geregelt und wie empfindest du diese?

„Die Arbeitsverhältnisse in meinem Büro sind sehr fair. Alles wird angepasst auf den Ausbildungsstatus sowie auf die Arbeitserfahrung des jeweiligen Arbeitnehmenden. Überstunden müssen baldmöglichst kompensiert werden, sodass Ende Jahr keine mehr übrigbleiben. Sofern die gewünschten Freitage genug früh kommuniziert werden, scheint dies auch kein Problem zu sein. Von anderen Büros weiss ich, dass diese Punkte oft zu unbefriedigenden Situationen führen und in der Branche durchaus eine Problematik darstellen.“

Architekturbüro

In vielen Bauberufen gibt es einen GAV, ist dir das bekannt?

„Ja, das ist mir durchaus bekannt. Ich arbeite nebst meinem Job in einem klassischen Architekturbüro noch in einer Zimmerei. Die Arbeitsverhältnisse sind dort, dank einem GAV, ganz genau geregelt, werden durchaus kontrolliert und müssen eingehalten werden.“

Du hast von Berufswegen viele Kontakte zum Ausbau- oder Baugewerbe. Sprichst du dabei über GAVs? Was interessiert dich daran?

„Ja. In der Zimmerei sind vor allem die Mindestlöhne, die Arbeits- und Überstunden und die Ferien ganz klar definiert, das sind für mich zentrale Themen. Diese Punkte wären in der Architekturbranche wesentlich zu verbessern und meines Erachtens wäre es auch ein grosser Vorteil, wenn die Bedingungen in allen Architekturbüros gleich wären.“

«Diversität und Inklusion sind, meiner Meinung nach, auch wichtige Komponenten in der Architekturbranche.“

Was sollte deiner Meinung nach in einem GAV Architektur geregelt werden?

„Überstunden und Arbeitszeitenregelungen sind massgebend für das Wohl des Arbeitnehmenden. Daran angeknüpft ist die Kontrolle über die Vermeidung von Überlastung und klaren Verantwortlichkeiten in Projekten. Zudem bekommen eine faire Vergütung und evtl. auch transparente Gehaltsstrukturen mehr Bedeutung. Diese sind vor allem für junge Architekt-/innen und jene vom Ausland wichtig. Diversität und Inklusion sind, meiner Meinung nach, auch wichtige Komponenten in der Architekturbranche.“

Was sind deine Erwartungen an ein GAV?

„Grundsätzlich ist meine Hoffnung, dass die Rechte der Arbeitnehmenden aufgezeigt und eingehalten werden können. Dies kann die Qualität der Arbeitsbedingungen und damit auch die Gesundheit und Sicherheit eines/-r jeden Mitarbeitenden steigern. Zudem könnte es auch helfen das ständige Konkurrenzverhalten zwischen den Architekturbüros zu schwächen und den Kontakt und die Kommunikation innerhalb der Architekturbranche zu fördern.“

Architekturbüro

Was ist deiner Ansicht nach der Vorteil für die Arbeitgebenden?

„Klare Regelungen reduzieren das Risiko auf Konflikte und Missverständnisse zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebern. Damit verbunden erhöht sich die Zufriedenheit, die damit einhergehende Loyalität und wahrscheinlich auch die Produktivität der Mitarbeitenden. Dabei wird das Image eines jeden Unternehmens verbessert. Des Weiteren können festgelegte Arbeitsbedingungen das Konkurrenzverhalten zwischen den Architekturbüros ausschalten und damit bessere Personalplanungen und Budgetierungen ermöglichen.“

„Die Arbeitnehmenden sollen sich definitiv auch mitbeteiligen, zum Beispiel mittels Versammlungen und Diskussionen, sodass sie ihre Anliegen und Wünsche äussern können.»

Wie siehst du die Rolle der Gewerkschaft, was sind deren Aufgaben?

„Gewerkschaften vertreten grundsätzlich die Bedürfnisse und Anliegen ihrer Mitglieder und aller Arbeitnehmenden. Sie führen Verhandlungen durch und bieten teilweise einen Rechtsschutz sowie eine Rechtsberatung. Sie setzten sich für die soziale Sicherheit ein und fördern Weiterbildungen und Schulungen für die Mitglieder, sodass diese über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt werden können.“

Ist es alleinige Sache der Gewerkschaft mit den Arbeitgebenden einen solchen Vertrag auszuhandeln?

„Die Arbeitnehmenden sollen sich definitiv auch mitbeteiligen, zum Beispiel mittels Versammlungen und Diskussionen, sodass sie ihre Anliegen und Wünsche äussern können. Auch mittels Umfragen und Erhebungen, welche zum Teil auch schon gemacht wurden, können sich Arbeitnehmende aktiv beteiligen oder wie an der laufenden Petition zum GAV“.


Endspurt zum GAV Architektur: Wir sind auf gutem Weg und kurz vor der Ziellinie. Jetzt braucht es nochmals alle Kräfte, um unser Ziel zu erreichen. Es ist an der Zeit, gemeinsam ein Zeichen für bessere Arbeitsbedingungen in der Architektur zu setzen!
Jetzt die Petition unterschreiben > Architektur-GAV (syna.ch)


Zur Person


Ladina Thurnherr absolvierte ihr Bachelorstudium Architektur an der FHNW in Muttenz. Sie arbeitete bei Köfer Holztechnik GmbH
und als Baumann Lukas Architektur AG. Seit 2024 studiert sie im Master an FHNW Muttenz und war Mitgründerin von YLVI Architktur Kollektiv in Basel.

 

 

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