Zeitlose Energie – Kraftwerk Birsfelden, Hans Hofmann, 1951

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An der Wassergrenze zwischen der Schweiz und Deutschland kommt eines der schönsten Bauzeugnisse der Nachkriegszeit zu liegen. Ein derart ästhetischer Infrastrukturbau als Wasserschloss und Gewässerpforte zu Basel ist in seiner Bedeutsamkeit zur Zeit einer dringend notwendigen Energiewende grossartiger denn je.

Die instabile wirtschaftliche Lage der Schweiz und seiner umliegenden Nachbarn Anfang des 19. Jahrhunderts hinderte zunächst die bestehenden Pläne für eine flächendeckende Versorgung mit Elektrizität. Durch den gesteigerten Nachfragebedarf während des zweiten Weltkriegs kam es 1942 schliesslich zum ersten konkreten Plan. Es dauerte jedoch eine weitere Dekade bis Hans Hofmann gemeinsam mit den Ingenieuren Aegerter Bosshardt AG und dem Stadtgärtner Richard Arioli mit dem Bau des grössten Laufwasserkraftwerks der Schweiz sowie der landschaftlichen Gestaltung beauftragt wurde.

Kraftwerk Birsfelden mit Wehrfeilern © Thomas Paturet | Atlas of Places

Ein Tragwerksprojekt möchte man auf den ersten Blick meinen und dem ist auf der einen Betrachtungsseite auch so. Mit seinen gespreizten, y-förmigen Fassadenpfeilern stellt sich das Bauwerk der Krahnbahnlast von 300 Tonnen, dem Wind und Wasserdruck entgegen. Ein statisches Prinzip, welches Hofmann mit dem Lastabtrag von Bäumen gleichsetzte. Darüber hinaus jedoch feiert das Kraftwerk den architektonischen Baustil und die Technikbegeisterung seiner Zeit durch die Sichtbarkeit seiner massiven Turbinenanlagen. Passanten sollten ursprünglich die beidseitig verglaste Maschinenhalle über einen öffentlichen Fussweg durchschreiten dürfen. Ganz so weit kam es leider nicht, geblieben ist jedoch der aussenliegende Bypass über das Wehr und die Schleusen sowie die vollflächige Glasfassade.

Gläserne Turbinenhalle © Miriam Stierle | Architektur Basel

Ein Gebäude, welches eine solche Kraft aufnimmt und gleichzeitig in einem Gefühl der Leichtigkeit und Unbeschwertheit über dem Gewässer thront. Mystisch im Nebel am frühen Morgen oder von goldenem Licht durchflutet am Abend schenkt es uns architektonische Erfahrungen der besten Art. Durch seinen in sanftem Grünton gestrichenen Beton, aufgehellt durch weisse risalitartige Fassadendetails und Dachuntersichten fügt sich der Bau, wie von Hofmann erhofft, subtil in seine landschaftliche Umgebung und die Farbigkeit des Rheinwassers ein. Seine gefaltete Dachbewegung und die figürlich ausgestalteten Wehrhäuschen geben ihm eine gewisse Verspieltheit. Die Eulengesichter zwinkern uns zu und präsentieren uns ein Beispiel, wo bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts hundertprozentig erneuerbare Energie erzeugt wurde.

Fussgänger und Veloweg entlang des sonnenbeschienenen Kraftwerks © Miriam Stierle | Architektur Basel

«Die das Stauwerk säumenden kleinen Häuschen sind genial: sie heben die Wirkung von Massivität und Schwere des in Stahlbeton erstellten Bauwerks auf. Die grüne Farbe, das Dach aus zwei negativ, nach innen geneigten Dachflächen, die zwei Bullaugen und die weiße Tür, alle diese Details sind prägend und unverwechselbar. Die sechs grünen Betonkuben haben sich in sechs wachsame Eulen verwandelt. Auch die Holzhütten der Fischer am Ufer sind kleine Wesen, mit langen Fühlern, die auf das Wasser schauen und den Augen der Eulen antworten.»

– Zitat Pierre de Meuron

Text: Miriam Stierle / Architektur Basel

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