Zwischen der Baselstrasse und der Birs, versteckt hinter Bäumen und Gärten liegt die Siedlung Wasserhaus. Die Siedlung wurde ursprünglich von Hans Bernoulli geplant. Sein Ursprungskonzept wurde später in abgeänderter Form durch Wilhelm Brodtbeck ausgeführt. 1921 wurde die Siedlung, bestehend aus acht Gebäuden, fertiggestellt. Erschlossen wird sie über kleine rundum und zwischen den Gebäuden und Gärten verlaufende Fusswege. Mit Autos und Fahrrädern kann die Siedlung via Muttenzerstrasse/Hardstrasse/Wasserhaus erreicht werden.
Auch die von Wilhelm Brodtbeck weitergeplante Variante wurde schliesslich nicht vollständig umgesetzt. Von den 14 kürzeren und längeren Reihengebäuden sind deren acht ausgeführt worden. Das zusätzliche mittige Gemeinschaftshaus, wie wir es etwa von der nahen Siedlung Freidorf in Muttenz kennen, wurde ebenfalls nicht gebaut. Erst die Erweiterung von Michael Alder und Hanspeter Müller im Jahr 1998 nahm das Thema der Mitte wieder auf. Sie ergänzten die Siedlung mit vier weiteren Reihenhauszeilen anstelle der ursprünglich geplanten Häuser. Dem Gedanken des Gemeinschaftshauses kamen sie mit einer breiten Strasse mit Frei- und Spielflächen nach. Leider wird die Situation durch die Ein- und Ausfahrt der Autoeinstellhalle etwas gequetscht.
Die Fassadengestaltung der Bauten von 1921 zeigt zweierlei: klassische Elemente wie Lukarnen, Klappläden, Dachvorsprünge oder ausführliche Fenster- und Türgewände. Im Sinne der einfallenden Moderne allerdings wiederholen sich die Elemente – ein Zeichen der Industrialisierung des Bauens. Die vier Gebäude von 1998 greifen diese Themen auf, setzen sie aber in zeittypischer Form um. So werden aus den Lukarnen mit Walmdach Schleppgauben, aus den Klappläden Schiebeläden. Die Fensterfläche pro Zimmer wurde vermutlich vergrössert. Schlossen Bernoulli und Brodtbeck die Stirnen mit Walmdächern ab, so griffen Alder und Müller auf einfache Satteldächer zurück. Ebenso verminderten sie die Dachvorsprünge. Die Fenstergewände wurden im Geiste aber beibehalten, zumindest stehen diese in den neueren Gebäuden wesentlich vor und dienen als Führungsschienen für die Schiebeläden.
Die Grundrisse der Originalbauten sind straff organisiert. Neben einem Keller und einem minimalen Hochparterre mit Küche und Wohnzimmer, verfügt jedes Reiheneinfamilienhaus über ein erstes Geschoss mit zwei Zimmern und einem Bad, sowie ein Dachgeschoss mit einer Mansarde.
Den 60 Einfamilienhäusern von 1921 mit je einem kleinen Vorgarten zur Strasse hin und einem grösseren rückseitigen Nutzgarten stehen 20 Einfamilienhäuser von 1998, noch immer mit Nutzgarten, allerdings ohne Vorgarten gegenüber.
Text: Simon Heiniger / Architektur Basel
Siedlung Wasserhaus
Adresse: Wasserhaus 1-60, 4142 Münchenstein
Architektur: Hans Bernoulli, Wilhelm Brodtbeck
Bauzeit: 1919-1921
Erweiterung 1998: Michael Alder, Hanspeter Müller
Fotos:
– © Börje Müller Fotografie
– © Simon Heiniger / Architektur Basel
Karten/Luftbild:
– Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Quellen (Vogelschauskizze + Grundriss):
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0