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Abgebrannt und wiederaufgebaut: Heuschürli in Tenniken | Baselbieter Baukultur #87

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Das «Heuschürli» als Typus taucht im Baselbiet immer wieder auf. Heuschürli dienten als Zwischenlager. Die Schürli stammen meist aus dem 18. / 19. Jahrhundert. Damals war der Transport von Heu und Stroh noch nicht so einfach möglich wie heute. Das erklärt die Lage der Heuschürli in der Regel weit abseits der dörflichen Struktur. Meist aber hat das Schürli einen direkten Bezug zu einem Bauernhof oder einem Gebäude innerhalb des Dorfes.

Heuschürli, Tenniken (bearbeitet), Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Heuschürli, Tenniken (bearbeitet), Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

So finden wir auch südlich von Tenniken ein solches Schürli. Es steht inmitten einer ansteigenden Wiese an der Abzweigung in ein Seitental. Weshalb das Schürli nicht als Wegbegleiter an der Strasse ins Seitental platziert wurde, ist nicht klar. Möglicherweise wurde damit der Gefahr ansteigenden Wassers vorgebeugt. Das Schürli hat zwei entgegenliegende Zugänge und mehrere minimale hochrechteckige Fenster. Im hölzernen Oberbau gibt es ebenfalls zwei hohe Tore, je eines berg- und talseits.

Heuschürli, Tenniken © Simon Heiniger / Architektur Basel

Heuschürli, Tenniken © Simon Heiniger / Architektur Basel

Der Sockel ist rundum ein Geschoss hoch aus Bruchsteinen gemauert. Der Oberbau besteht aus Holz. Das steile Satteldach ist aus mindestens zwei mittleren und einer Firstpfette konstruiert. Eine Fusspfette als Mauerauflage ist von aussen nicht sichtbar. Aufgrund der weiten Auskragung der acht aufliegenden Sparren ist jedoch davon auszugehen, dass sich hinter der Holzverschalung eine untere Pfette befindet. Eingedeckt ist das Dach mit gewellten Biberschwanzziegeln.

Heuschürli, Tenniken © Simon Heiniger / Architektur Basel

Heuschürli, Tenniken © Simon Heiniger / Architektur Basel

Wann genau das Heuschürli in Tenniken gebaut wurde, ist wie beim Wannenschürli in Eptingen unklar. Möglicherweise nach 1800. Eine erste Renovation fand offenbar 1914 statt. Bei einem Brand am 4. Oktober 1986 brannte der Oberbau nieder. Die Eigentümer haben die fürs Landschaftsbild markante Scheune mit Unterstützung des Kantons im Jahr danach wieder aufgebaut. 1987 wurde die Scheune unter Schutz gestellt. Ein Nutzungsdruck indes besteht nicht. Der Zeitzeuge dürfte als massgebendes Objekt in der Landschaft genug interessant sein. Ähnliche Schürli gibt es auch auf dem Homberg bei Ormalingen oder im Eggacher bei Anwil.

Text: Simon Heiniger / Architektur Basel


Heuschürli Tenniken
Adresse: Weid 130, 4456 Tenniken
Architektur: unbekannt
Baujahr: unbekannt, nach 1800
Renovation: 1914
Brand: 1986
Wiederaufbau: 1987


Fotos:
– © Simon Heiniger / Architektur Basel
Karten/Luftbild:
– Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Quellen:
– Kantonales Inventar der geschützten Kulturdenkmäler (Online-Inventar)

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