PETITION GAV ARCHITEKTUR

«Pümpin-Haus» Gelterkinden| Baselbieter Baukultur #38

0

Während sich die Baslerinnen und Basler noch etwas gedulden müssen, ist die Herrenfasnacht im Baselbiet bereits in vollem Gange. Wer mit Fasnacht nichts anfangen kann, nutzt die «Sportferien» vielleicht zum Skilaufen oder Ausspannen in den Alpen. Architektonische Ausläufer reichen bis ins Baselbiet…

Die Alpen als Ort der Sehnsucht – eine Symbolik, mit der Architekten und Künstler um die Jahrhundertwende weit über die Schweizer Grenze hinaus arbeiteten. Im Zuge der Entdeckung des alpinen Raumes und deren touristischen Erschliessung, zeigte sich der dort angetroffene Baustil als Exportschlager. Unter den Namen «Schweizerstil», «Chalet-Stil» oder «Laubsäge-Architektur» wurde die hiesige Architektur munter kopiert und an alle möglichen Orte verfrachtet. So auch nach Gelterkinden. Der Basler Architekt und Bildhauder Isidor Pellegrini (1871-1954) entwarf für den Textilfabrikanten Ernst Handschin-Spiess 1896 ein stattliches Wohnhaus etwas ausserhalb des historischen Dorfkerns auf einer Parzelle mit Anschluss an die Ergolz.

«Pümpin-Haus», Gelterkinden © Architektur Basel

«Pümpin-Haus», Gelterkinden © Architektur Basel

Der dreigeschossige Blockbau mit den weit vorkragenden Dächern und umfassender Laubsäge-Ornamentik entsprach dem Zeitgeist. Der hölzerne Aufbau sitzt auf einem gemauerten Sockelgeschoss. Den oberen Abschluss bildet ein aufwändiges Dach mit steilem Turmgiebel. Durchaus ein repräsentativer Blickfang. Von weitem im Gesamtwerk integriert findet man bei genauerer Betrachtung unzählige Zierfriese; nicht nur am Dachrand, sondern auch an Fenster und Türen, Lauben und Balkonen. Diese Sägeschnitte führen sich im Inneren fort. Der Baselbieter Kunstmaler Fritz Pümpin kaufte das Gebäude 1945 und lebte darin bis an sein Lebensende 1972. Heute steht der Bau als symbolischer Ableger der Alpen unter Denkmalschutz. Die Fernwirkung als Solitär ging über die Jahre allerdings verloren; die Wiese vor dem Gebäude zur Ergolz ist teils der Hauptstrasse nach Ormalingen und einem etwas grösseren Mehrfamilienhaus gewichen.

Pümpin-Haus (Fabrikantenvilla)
Funktion: Wohnhaus
Adresse: Rickenbacherstrasse 2, 4460 Gelterkinden
Baujahr: 1896/97
Architektur: Isidor Pellegrini


Text:
– Simon Heiniger / Architektur Basel
Fotos:
– © Börje Müller Fotografie
– Simon Heiniger / Architektur Basel
Quellen:
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0

Comments are closed.