Am vergangenen Wochenende haben diverse Institutionen im Rahmen der europäischen Tage des Denkmals ihre Pforten geöffnet und historische Orte waren für die Öffentlichkeit zugänglich. In der Region Basel fanden einige Führungen und Besichtigungen statt, die in irgendeiner Weise mit dem diesjährigen Motto «Reparieren und Wiederverwenden» in Zusammenhang stehen. Wir haben uns in Ziefen umgesehen. Ein kleiner Spaziergang der Hinteren Frenke entlang durch den alten Dorfkern bis hoch zu Michael Alders Erstling.
Es sind mehr Leute als sonst unterwegs in Ziefen an diesem Samstagmorgen. Trotz vormittäglicher Hitze ist etwas los. Noch bevor die ersten Veranstaltungen starten, eröffnet Regierungsrat Isaac Reber den Denkmaltag. Ganze zwölf Stationen sind im Angebot, von der Ziefner «Schmitte» über die Kirche St. Blasius bis hin zum Kulturgüterschutz. Ein paar Erwachsene und eine Familie mit zwei Kindern trudeln bei der alten School ein, einem kleinen Häuschen direkt an der Strasse vor der Brücke zur Gemeindeverwaltung.
Die «alti School» haben wir im Rahmen der Serie zur Baselbieter Baukultur vor einigen Jahren bereits besucht, allerdings nur von aussen. Inzwischen hat sich im Innenraum einiges getan. In Zusammenarbeit mit der Archäologie Baselland wurde das kleine Häuschen mit Jahrgang 1752 restauriert.
Über das ehemalige Schlachthaus berichten im Innenraum Infostelen und einige historische Gerätschaften. Lange fristete das Häuschen ein Dasein als Abstellkammer, bis sich der Ziefner Verein «4417» der Renovation angenommen hat. Heute wird das kleine Gebäude im Zentrum von Ziefen zudem als Bücherverleih genutzt. Es hat täglich geöffnet.
Etwas weiter die Strasse runter stehen zwei weitere ähnliche Häuschen. Dabei handelt es sich um ehemalige öffentliche Waschanstalten. Um 1760 gab es noch ganze sieben solcher Einrichtungen, heute noch deren zwei. Das traufständige Häuschen in der Nähe der Kirchgasse wurde zwischenzeitlich in eine kleine Backstube umgebaut. Im Inneren herrscht geschäftiges Treiben; eben wird der Ofen eingefeuert. Noch heute wird im «Bachhüsli» jeden Samstag gemeinsam Brot gebacken. Am ersten Samstag im Monat findet ein öffentlicher Brotverkauf statt.
Vor dem «Buuchhüsli» hängt eine Wäscheleine mit allerlei Textilien. Die Buuchhüsli-Waschgruppe demonstriert eben wie anno dazumal gewaschen wurde. Im Inneren gibt es einen Ofen und einen grossen Waschzuber, an den Wänden stehen allerlei Utensilien, die zum Wäschewaschen benötigt wurde. Aber warum heisst es eigentlich «Buuchhüsli»? Die Seifenlauge, die zum Waschen verwendet wurde, stellte man aus Buchenasche her. Das Gemisch aus Wasser und Asche eignet sich besonders gut für diesen Zweck. Es gibt noch heute ein paar Ziefnerinnen und Ziefner, die extra Buchenholz verfeuern, damit die Waschgruppe ihr Handwerk weiterhin vorführen kann.
Neben der alten School werden auch das Bach- und das Buuchhüsli vom Verein «4417» betrieben. Eine vierte Arbeitsgruppe setzt sich für den Erhalt des Rebbaus ein. Der Verein existiert seit 1981, damals noch unter dem Namen «Verein für Heimatpflege Ziefen» und hat sich auf die Fahne geschrieben «Das gute Alte zu bewahren und stets Neues zu schaffen»; passt irgendwie gut zum Motto der Denkmaltage.
Gute zehn Jahre vorher realisierte der 30-jährige Architekt Michael Alder sein Erstlingswerk am Sevogelweg, hoch oben am Südhang in Ziefen. Alder war Mitbegründer der Architekturabteilung der Ingenieurschule beider Basel, dem heutigen Institut Architektur der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Das Haus am Sevogelweg plante er aber nicht für sich selbst, sondern für seine Eltern und seine Tante. Vor zwei Jahren haben wir das Haus bereits detaillierter besprochen, nun aber konnten wir es besichtigen.
Sowohl die Denkmalpflege Baselland als auch die heutige Eigentümerin und der Eigentümer schwärmen von der Einfachheit des Gebäudes. Alder war es wichtig, bei kleinstmöglichem Materialeinsatz die grösstmögliche räumliche Wirkung zu erhalten. Was fast etwas nach Investorensprech klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als geniale Übersetzung traditioneller Themen und lokaler Bauweisen in einen zeitgenössischen Bau.
Die Aussenwände aus hohlen Formbetonsteinen sind weder aussen noch innen verputzt, lediglich gestrichen. Die Decke ist als Betonhourdisdecke konstruiert. Im Sockelgeschoss führt Alder abwechselnd geschlossene und offene Loggien ein, eine Weiterentwicklung der lokalen Laube. Im oberen Geschoss befinden sich Küche und Wohnraum, sowie eine gefasste Dachterrasse. Oder ist es doch ein Hof? Die Anwesenden an der Begehung sind sich nicht einig…
In den vergangenen Jahren haben am Haus einige Instandsetzungsarbeiten – immer in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege – stattgefunden. Etwa wurden Abdichtungen erneuert oder das Bad im Sockelgeschoss umgebaut. In Zukunft soll die Küche verändert werden. Wir bleiben am Ball und werden berichten, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind.
Die Führung schliesst mit Blick über ganz Ziefen – und in die nahen Baumkronen. Ein willkommener Schattenspender. Alder plante nichts, ohne nicht auch die Umgebung mitzudenken. Ein wirklich schönes Haus.
Text: Simon Heiniger / Architektur Basel