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Bereits 1860 mit 30 Badewannen, Tanz- und Speisesaal: Bad Eptingen | Baselbieter Baukultur #80

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1860 stehen im Dorf Eptingen noch keine fünfzig Gebäude. Sie alle ordnen sich um ein kleines Geflecht von vier Strassen. Die Kirche befindet sich am westlichen Siedlungsrand. Der Leisibach fliesst vor der Kirche durch, der Diegterbach am östlichen Rand. Am nördlichen Dorfausgang vereinigen sich die Gewässer. Das Wasser ist es, dass die Mühle im Dorf antreibt, aber auch, worin man badet. Im Dorfzentrum, repräsentativ hinter einer Lindenallee steht das Bad Eptingen. Der Basler Arzt  Theodor Zwinger III. attestierte dem Eptinger Quellwasser bereits 1693 eine wohl ausserordentliche Qualität. 1860 finden sich im Bad Eptingen ganze 40 Zimmer, 30 Badewannen und Duschen. Der Speise- und Tanzsaal bietet 60 Hotel- und Badegästen Platz.

Hotel Bad Eptingen (bearbeitet), Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Hotel Bad Eptingen (bearbeitet), Grundlagen Luftbild © Bundesamt für Landestopografie swisstopo

Ein erster Bau datiert um 1695, aber erst 1770 finden sich erste Hinweise auf einen bewirtschafteten Badbetrieb. Das Hotelgebäude besteht aus Bauten verschiedener Zeiten. 1786 wurde ein neuer nördlicher Bau erstellt, 1827 ein südlicher Anbau. Man erkennt die beiden Gebäudehälften an den Stichbogen- (Nord) und Rechteckfenstern (Süd). Ein teilweises Walmdach mit Dachreiter überspannt beide Gebäudehälften. Beide Fassadenteile sind gleichmässig fünfachsig. Zum grossen Hotel gehören bald mal auch ein Ökonomiegebäude und ein Badhaus. Eine Galerie verbindet sie. Seit 1862 ist das Hotel dreigeschossig.

links: Stichbogenfenster (1786), rechts: Rechteckfenster (1827), davor die Veranda (1910) © Simon Heiniger / Architektur Basel

links: Stichbogenfenster (1786), rechts: Rechteckfenster (1827), davor die Veranda (1910) © Simon Heiniger / Architektur Basel

Wer die bisherigen Gebäude geplant hat, ist nicht bekannt. 1910 fasst der Architekt Rudolf Sandreuter die beiden Teile mit einer strassenseitigen leichten Veranda zusammen und verpasst dem Hotel somit einen neuen Auftritt. Von 1958 bis 1979 befindet sich im Hotel eine Metzgerei. Leider wird bei diversen Umbauten, insbesondere bei der umfassenden Renovation im Innenraum 1979 keine Rücksicht auf die Bausubstanz genommen. So präsentiert sich heute nur noch das Äussere in der ursprünglichen Architektursprache. Ein eingeschossiger Garagenanbau ergänzt die südliche Stirnfassade. Die Lindenallee gibt es bereits seit 1970 nicht mehr; aufgrund des Ausbaus der Hauptstrasse stehen heute nur noch wenige Bäume bei den Parkplätzen direkt vor dem Hotelbau.

Text: Simon Heiniger / Architektur Basel


Hotel Bad Eptingen
Adresse: Läufelfingerstrasse 2, 4458 Eptingen
Architektur: unbekannt
Baujahr: 1695, 1786, 1827
Veranda: Rudolf Sandreuter (1910)
Renovation: 1979


Fotos:
– © Simon Heiniger / Architektur Basel
Karten/Luftbild:
– Bundesamt für Landestopografie swisstopo
Quellen:
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0

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