Bereits zum siebten Mal haben die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt gemeinsam Gutes Bauen in der Region Basel ausgezeichnet. Das Prädikat «Auszeichnung Gutes Bauen» wird in Basel-Stadt seit 1980, seit 1992 jeweils alle fünf Jahre gemeinsam mit Basel-Landschaft vergeben. Für die Ausgabe 2023 wurden 248 Projekte vom Einfamilienhaus über das Forschungsinstitut und öffentliche Bauten bis hin zu Parkanlagen eingegeben und juriert. Ein sechsköpfiges Gremium aus dem In- und Ausland hat 23 Werke ausgezeichnet. Wir stellen die ausgezeichneten Projekte vor:
Aus «Gute Bauten» wird «Gutes Bauen»
Die letzte Ausgabe der Prämierung von 2018 hat sich neben klassischen architektonischen Themen vor allem die Frage gestellt, was Indikatoren für Relevanz sind. Ist es die gesellschaftliche Akzeptanz, das Hinterfragen von Konventionen oder doch vielleicht die Streitbarkeit eines Objekts? Seither hat sich die Welt einige Male um die Achse gedreht und neue Schwerpunkte ausgeworfen, die nun endlich auch in der Welt der Architektur angekommen sind: Nachhaltigkeit, Re-Use oder Graue Energie – nur um einige zu nennen. Jurypräsidentin Chrissie Muhr fragt sich denn auch gleich zu Beginn: «Was heisst Gutes Bauen in Zeiten der Klimakrise?» – und leitet daraus ab, dass Gutes Bauen nicht nur ein fertiges Produkt ist, sondern den ganzen Prozess dahinter einschliesst. Jurymitglied Jörg Lamster meint dazu: «Themen wie Mikroklima, Biodiversität, Suffizienz und Kreislaufwirtschaft stehen neu im Vordergrund. Deutlich wird aber auch, dass viele Projekte den Begriff der Nachhaltigkeit als Argument vorausschicken, die Lösungen jedoch noch nicht geschärft genug sind.» Die «Auszeichnung Gutes Bauen» darf also durchaus als Zeitzeugin architektonischer, städtebaulicher und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen gesehen werden. Lag der Fokus bis anhin auf tatsächlichen Gebäuden (bis jetzt wurden nur «Gute Bauten» ausgezeichnet), so öffnete sich heuer die Betrachtung auf weitere Themen wie beispielsweise landschaftsarchitektonische Eingriffe. Finden wir gut; höchste Zeit!
Es sind nicht allein die Architektinnen und Architekten, die den Werde- und Ausgang eines Projekts bestimmen, sondern auch die Bauherrschaften mit ihrer Bereitschaft, Dinge zweimal zu denken, statt der auf den ersten Blick einfachsten Lösung zu vertrauen. Manchmal liegt die Lösung aber vielleicht auch in der Einfachheit – oder um es in den Worten von Chrissie Muhr zu sagen: im Nichtbauen! Es sind die Fachplanenden aller Art, die mit ihren Konzepten die Ideenfindung unterstützten und fördern. Sie alle und eine ganze Menge interessierte Gäste haben sich am vergangenen Freitagabend in der Walzhalle in Münchenstein zur Preisverleihung getroffen. Regierungsrat für Basel-Landschaft Isaac Reber und Regierungsrätin für Basel-Stadt Esther Keller haben zusammen mit Marco Frigerio, Kantonsarchitekt Basel-Landschaft und Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister Basel-Stadt, der Fachjury und allen Beteiligten die siegreichen Projekte gewürdigt und die Projektverfassenden und Bauherrschaften bei vollem Haus ausgezeichnet.
23 ausgezeichnete Projekte
Buol Zünd Architekten konnten sich zusammen mit ihrer Bauherrschaft, dem Baukonsortium Schmitti über eine Auszeichnung für die Schmitti Therwil (Nr. 09) freuen. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Bauherr Christoph Fuchs mit dem Büro alma maki GmbH für das Atelier im Hinterhof (Nr. 18) in Basel. Der Neubau für das Amt für Umwelt und Energie (Nr. 19) >>Artikel<< in Basel von jessenvollenweider überzeugte die Jury, sowie die Sanierung und Erweiterung der Schulanlage Lärchen (Nr. 10) >>Artikel<< in Münchenstein vom Büro Back Simonsen für den Kanton Basel-Landschaft.
Die Basler Kantonalbank als Bauherrschaft wurde zusammen mit David Vaner Architektur GmbH für die ressourcenschonende Fassadensanierung Dufourstrasse (Nr. 21) in Basel ausgezeichnet, läng gohl landschaftsarchitekten zusammen mit dem Kanton Basel-Stadt für die Modernisierung des Quartierparks Oekolampad-Anlage (Nr. 05) in Basel, sowie Harry Gugger Studio zusammen mit der Stiftung Habitat als Bauherrschaft für die Umnutzung des Silo Erlenmatt (Nr. 17) >>Artikel<< in Basel und Herzog & de Meuron Basel für die opulente Erweiterung des Stadtcasino Basel (Nr. 20) >>Artikel<< in Basel zusammen mit der Casino-Gesellschaft Basel.
Einen Preis haben ausserdem Felippi Wyssen Architekten mit dem Garderobengebäude Schorenmatte (Nr. 15) in Basel für den Kanton Basel-Stadt erhalten, Atelier Abraha Achermann zusammen mit der Stiftung Abendrot für die Wohn- und Geschäftshäuser Erlenmatt Ost (Nr. 16) >>Artikel<< in Basel, sowie die Christoph Merian Stiftung für den CMS-Hauptsitz (Nr. 23) in Basel aus der Feder von Herzog & de Meuron Basel. Freuen über einen Preis für Gutes Bauen durfte sich heuer ein zweites Mal auch Harry Gugger Studio mit der Siedlung Hirtenweg (Nr. 14) >>Artikel<< in Riehen zusammen mit dem Kanton Basel-Stadt als Bauherrschaft.
Atelier Atlas Architektur wurde zusammen mit der Bauherrschaft Ines Blank und Christian Beck-Wörner für die Aufstockung Wasserstrasse (Nr. 01) >>Artikel<< >>Podcast<< in Basel ausgezeichnet, wie auch Luca Selva Architekten, zusammen mit der Wohnbau-Genossenschaft Nordwest für den Umbau und die Renovation der Wohnsiedlung im Zimmerhof (Nr. 06) in Basel und Itten+Brechbühl für das Schulhaus Lysbüchel (Nr. 03) in Basel für den Kanton Basel-Stadt. Über einen Preis für die Umnutzung «Wohnen im ehemaligen Weinlager» (Nr. 02) >>Artikel<< in Basel freute sich die Stiftung Habitat zusammen mit ihren Projektverfassenden, der ARGE Lysbüchel bestehend aus Esch.Sintzel Architekten und Proplaning.
Der Roche Bau 2 (Nr. 13) >>Artikel<< in Basel für F. Hoffmann-La Roche AG brachte Herzog & de Meuron Basel heuer eine dritte Auszeichnung ein, Staehelin Meyer Architektur AG wurde zusammen mit ihrer Bauherrschaft Georg und Beate Staehelin für den Umbau und die Erweiterung Feierabendstrasse (Nr. 04) in Basel prämiert, Beer Merz Architekt:innen zusammen mit dem Kanton Basel-Stadt für die feinfühlige Umnutzung der First Church of Christ Scientist (Nr. 22) >>Artikel<< in Basel. Ein weiterer Preis ging nach Augst für das Sammlungszentrum Augusta Raurica (Nr. 11) für den Kanton Basel-Landschaft aus der Feder der ARGE Karamuk Kuo / Rapp.
Fontana Landschaftsarchitektur wurde für den Eingriff im Park Steinbühlmätteli (Nr. 07) in Basel für den Kanton Basel-Stadt ausgezeichnet, Miller & Maranta erhielt zusammen mit ECOREAL Anlagestiftung als Bauherrschaft einen Preis für die Wohnungen an der Hardstrasse (Nr. 12) >>Artikel<< in Basel. Zum Schluss überzeugte auch der Umbau eines Wohnhauses (Nr. 08) in Allschwil die Jury und brachte Buchner Bründler Architekten und deren Bauherrschaft Thenral Socrates und Philipp Kirchhoff einen Preis ein.
Der Publikumspreis geht nach Allschwil
Neben der Fachjury gehörte die Stimme auch dem Publikum. Sämtliche 248 Eingaben wurden auf der grafisch ansprechenden Website präsentiert. Mittels Online-Voting entschieden Kunz und Mösch Architekten und die Universität Basel, vertreten durch das TPH den Publikumspreis für den Neubau des Swiss Tropical and Public Health Institute in Allschwil für sich. Wenngleich über tausend Votes eingegangen sind, dürfte es sich dabei doch grossmehrheitlich um Stimmen von interessierten und informierten Fachpersonen gehandelt haben. Für welches Projekt die Öffentlichkeit ausserhalb der Bubble gestimmt hätte, werden wir wohl nicht erfahren. Wie aussagekräftig der Publikumspreis letztlich also ist, sei dahingestellt.
Insgesamt begab sich die Jury während drei Tagen auf eine Tour durchs Baselbiet und die Stadt und besichtigte 73 Werke, die in mehreren Rundgängen auf die Shortlist gesetzt wurden. Der Jurybericht mit allen Favoriten, sowie alle weiteren Eingaben für 2023 sind auf der Website der «Auszeichnung Gutes Bauen» HIER einsehbar.
Wir freuen uns, dass so viele Projektverfassende und Bauherrschaften ihr Projekt zur Beurteilung eingereicht haben und gratulieren den Gewinnerinnen und Gewinnern der aktuellen Ausgabe der «Auszeichnung Gutes Bauen BL BS»…
Text: Simon Heiniger / Architektur Basel
Veranstaltungstipp: Die Jury von «Auszeichnung Gutes Bauen» diskutiert an einem Podiumsgespräch die diesjährige Prämierung. Das Prodium findet statt am 17. November 2023, 19:00 bis 20:30 im K-Haus, Kasernenhof 8, 4058 Basel (Kaserne Basel). Mehr Infos zur Veranstaltung gibts HIER.
Die ausgezeichneten Werke sind ausserdem vom 3. bis 17. November 2023 in Basel auf dem Theaterplatz sowie im Lichthof, Münsterplatz 11 und in Liestal in der Rathausstrasse im Stedtli ausgestellt.
Quellen: Der Jurybericht kann HIER eingesehen werden
Foto Veranstaltung: © Architektur Basel
Fotos prämierte Projekte: Aus dem Jurybericht, das Urheberrecht liegt bei den jeweiligen Fotograf:innen.