Der Projektvorschlag «Neun» der Basler Architekten Walter Wurster und Hans-Ulrich Huggel schien den 1949 eigens für den Neubau der reformierten Kirche in Bottmingen gegründeten Kirchenbauverein und die Stimmbürger der Gemeinde zu überzeugen. 1957 erhielt das Projekt den Zuschlag. Im Jahr darauf öffnete die neue Kirche bereits ihre Tore.
Reformierte Kirche Bottmingen © Architektur Basel
Auf ausnahmslose Zustimmung traf die architektonische Ausformulierung dann aber doch nicht. Der 2001 erschienenen Publikation «Reformierte Kirchen und Pfarrhäuser im Baselbiet» nach, stiess der moderne Stil auf Kritik. Eine klassische Anordnung der Räume fehlte, doch sei der vielfach nutzbare Bau dann doch noch auf Zustimmung gestossen. Wurster und Huggel ihrerseits mussten im Planungsprozess wohl einige Kompromisse eingehen. Das «Werk» schreibt 1956: «Das ursprünglich konsequente Wettbewerbsprojekt wurde durch Beschlüsse der Kirchgemeindeversammlung in seiner architektonischen Auffassung leider stark beeinträchtigt.»
Reformierte Kirche Bottmingen © Architektur Basel
Gebaut wurde letzten Endes eine über ein Vordach verbundene Kirche und ein Pfarrhaus. Die Anlage liegt leicht abseits in einer Seitenstrasse der Baslerstrasse inmitten von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Das Gelände ist leicht abfallend. Eine Freitreppe führt am eingängigen Sichtbetonturm mit Läutwerk vorbei zum gemeinsamen Vorplatz. Dem eigentlichen Kirchengebäude ist eine Eingangshalle mit Toilettenanlagen vorgeschaltet. Der ostseitige Saal und die leicht kleinere westseitige Kirche sind über Doppeltüren erschlossen. Bei Bedarf lassen sich die beiden Räume zusammenschliessen. Zwei Kerne übernehmen Nebenräume und eine Treppenanlage in die oberen Geschosse mitsamt der Orgel. Die ursprüngliche Anlage war für 200 Personen ausgelegt.
Reformierte Kirche Bottmingen, Grundriss Erdgeschoss
2002 begann die dringend nötige Renovation am Ensemble mit Erneuerungen am Pfarrhaus. Zwei Jahre später starteten die Eingriffe am Kirchengebäude. Im Rahmen der Renovationsarbeiten wurden zwecks optimierter Nutzung diverse Eingriffe und Umorganisationen gewünscht. Das Architekturbüro Ritter Giger Schmid aus Basel ersetzte ausserdem gewisse innere Oberflächen. Ostseitig wurde die Kirche um ein Jugendhaus mit gemeinsamem Platz erweitert.
Reformierte Kirche Bottmingen © Architektur Basel
Die Publikation «Reformierte Kirchen und Pfarrhäuser im Baselbiet» meint zum Umbau: «Die Kirche wurde äusserlich zwar nur wenig verändert, doch erlaubte es der «Rückbau auf den Rohbau» das Innere neu zu konzipieren und den aktuellen Bedürfnissen anzupassen.» Wir meinen: Inwiefern ist die seit dann hellgelb gestrichene Fassade bloss «ein wenig verändert»? Originale Fotografien sind leider Mangelware, doch war die Fassade mal weiss, die Fensterrahmenprofile rot und der Turm und die Westwand der Kirche mit eingelassenem Kreuz in Sichtbeton. Ob die anthrazitfarbenen Fenster dem «Baustil der Jahrtausendwende» entsprechen, sei dahingestellt. Der Beton von Westwand und Turm sind uns zum Glück erhalten geblieben. Die hellgelbe Fassade wirke «fast so leicht» wie der schlanke freistehende Turm, resümierte die Publikation und fügt an: «(…) der auch nach dem Umbau das wesentliche Gestaltungsmerkmal der Anlage bleibt.» Wenigstens bei letzterem sind wir uns einig.
Text: Simon Heiniger / Architektur Basel
Reformierte Kirche Bottmingen
Adresse: Buchenstrasse 7, 4103 Bottmingen
Architektur Originalbau: Walter Wurster und Hans-Ulrich Huggel
Architektur Renovation: Ritter Giger Schmid Architekten SIA AG
Baujahr: 1957/1958
Renovation: 2002 (Pfarrhaus), 2004 (Kirche)
Funktion: Sakralgebäude, Pfarrhaus
Fotos:
– © Simon Heiniger / Architektur Basel
Quellen:
– Sprecher, Ursula (2001): Reformierte Kirchen und Pfarrhäuser im Baselbiet, Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Landschaft, Basel
– Wurster, Walter (1956): «Reformierte Kirche in Bottmingen, Baselland», in: Werk, 1956, Heft 8, S. 287-288
