Nach Biozentrum-Eklat: Burckhardt+Partner ziehen den Schwarzen Peter

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Die Nachfolger von Caruso St John wurden heute, nach Abschluss des Submissionsverfahrens, bekanntgegeben: Die Universität Basel vergibt den Auftrag zur Weiterbearbeitung an Burckhardt+Partner, die bereits den Vorgängerbau von 1972 realisiert hatten. Das Basler Architekturbüro zieht damit den Schwarzen Peter im skandalösen Spiel rund um die Vertragsauflösung der eigentlichen Autoren des Projekts, Caruso St John aus Zürich.

«Die Universität Basel ist überzeugt, dass Burckhardt+Partner das architektonisch qualitätsvolle und technisch komplexe Projekt erfolgreich führen und umsetzen wird», schreiben die Projektverantwortlichen voller Optimismus. Mit der Auftragsvergabe habe die Uni einen wichtigen Entscheid gefällt, um die Gesamtgestaltung des Life-Science-Campus «Schällemätteli» weitertreiben zu können. Die ursprünglichen Architekten sind damit definitiv raus aus dem Spiel.

Visualisierung Neubau Departement Biomedizin der Universität Basel © Caruso St John Architects

Visualisierung Neubau Departement Biomedizin der Universität Basel © Caruso St John Architects

Ein bedeutender Bau: Der neungeschossige Ersatzneubau für das Departement Biomedizin bietet Platz für rund 700 Mitarbeitende und 200 Studierende und soll frühestens mit dem Semesterbeginn im Herbst 2025 den Betrieb aufnehmen. Damit wird der Life-Sciences-Standort Basel im Verbund mit den anderen Grossinvestitionen auf dem gleichen Areal für das Biozentrum und das D-BSSE der ETH Zürich weiterentwickelt.

Angestrebt wird eine Punktlandung. Die Universität Basel als Bauherrin werde «in enger Abstimmung mit Burckhardt+Partner» Lösungen finden, damit der Neubau innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen bezüglich Qualität, Kosten und Termine projektiert und realisiert werden kann, hiess es heute.

«Wir sind froh darüber, mit Burckhardt+Partner ein Büro gewählt zu haben, das die komplexen Anforderungen eines Laborgebäudes dieser Grösse umsetzen und uns in der technischen Führung des Projekts kompetent unterstützen kann», sagt Patrick Burgherr, Projektleiter der Universität Basel. Die problematische Vorgeschichte scheint vergessen.

Modellfoto Neubau Departement Biomedizin der Universität Basel © Hochbauamt Basel-Stadt

Modellfoto Neubau Departement Biomedizin der Universität Basel © Hochbauamt Basel-Stadt

«Das Gebäude ist bedeutend für die Universität und die Stadt Basel», meint Samuel Schultze, CEO von Burckhardt+Partner. «Für uns ist es ein besonderes Projekt, gerade weil wir den Vorgängerbau von 1972 realisiert haben. Wir sind uns der städtebaulichen Verantwortung bewusst, hier Architektur auf höchstem Qualitätsniveau zu erstellen.»

Schultze wird damit nächste Kapitel dieser einzig- und eigenartigen Geschichte mitschreiben. Und Burckhardt+Partner heisst indirekt die urheberrechtlich problematische Vertragsauflösung mit Caruso St. John gut. An einer öffentlichen Debatte im vergangenen Herbst brachte Architekt Meinrad Morger die Problematik dieses Vorgehens auf den Punkt: „Die Universität hat keinen Autor mehr.“ Die Uni bekäme nur einen Dienstleister, der das Projekt zu Ende führe. «Damit wird Architektur zur reinen Pflichterfüllung ohne baukulturellen Anspruch.» Es bleibt für die hiesige Baukultur zu hoffen, dass er bei letzterem nicht recht behält.

Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel

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