Obschon das Wohnhaus von Rolf G. Otto von 1958/59 an einem Hang in Liestal inzwischen eingewachsen ist, wäre die Behauptung, das Gebäude verschmelze mit der «Natur» etwas gar übertrieben, zeigt sich die «Natur» im umbauten Raum doch stark kuratiert. Dennoch steht das Einfamilienhaus aus Béton Brut beispielhaft für den Versuch, Wohn- und Aussenraum zu kombinieren.
Das terrassierte Gebäude geht mit dem Hang. Dabei übernimmt nicht nur das Satteldach die Geländeneigung aussen, im Innenraum ordnen sich die Räume um einen Atriumhof mit Galerie. Die offene Struktur ermöglicht Durchblicke. Die Aussenwelt ist immer Teil des Innenraums. Das Zentrum bildet der offene Kamin. Während der streng geordnete Grundriss und der verbaute rohe Beton der Grundkonstruktion sich ohne Frage konträr zum organischen Wachstum der Umgebung stellen, verwendet Otto ansonsten vertraute Baustoffe; die Fenster und Wandverkleidungen etwa sind aus naturbelassenem Tannenholz. Frank Lloyd Wright dürfte wohl als Vorbild gedient haben.
Béton Brut
Nachdem Rolf G. Otto 1955 das Architekturbüro Brodtbeck & Bohny in Liestal übernahm, arbeitete er von 1957 bis 1963 mit Walter M. Förderer und Hans Zwimpfer in einer Gemeinschaft. Zwischen 1958 und 1962 erstellten sie nach Plänen von Förderer beispielsweise die Schulanlage Neumatt in Aesch, ihrerseits ebenfalls eine wichtige Vertreterin des Béton Brut. Dem Gebäude widmen wir uns aber später ausführlicher.
Funktion: Wohnhaus
Adresse: Rankweg 3, 4410 Liestal
Baujahr: 1958/59
Architektur: Rolf G. Otto
Konstruktion: Stahlbeton
Material: Béton Brut (Konstruktion), Kunststeinplatten (Böden), Tannenholz (Verkleidungen, Fenster)
Text:
– Simon Heiniger / Architektur Basel
Fotos:
– © Börje Müller Fotografie
Quellen:
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0