Adieu «Pratteler Hilton»! Buchner Bründler planen neues Quartier in Pratteln

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Buchner Bründler haben grosse Pläne für das Areal der ehemaligen Rohner-Fabrik in Pratteln. Geplant ist ein gemischt genutztes Quartier mit bis zu 400 Wohnungen, Gewerbe-/Bürobauten für rund 500 Arbeitsplätze und grosszügigen öffentlichen Grün- und Freiräumen. Der Entwurf wird nun im Rahmen des Richtprojekts präzisiert.

Der Wertmutstropfen vorab: Leider muss den Plänen wertvolle Baukultur weichen. Das als «Pratteler Hilton» benannte markante Industriebau der Firma Rohner wird abgebrochen. Immerhin ist der 1949 durch Architekt Arnold Gfeller geplante Verwaltungsbau und der elegante Pavillon, das sogenannte «Wohlfahrtsgebäude» von den Plänen nicht betroffen. Investorin ist die HIAG. Sie schaut vor allem in die Zukunft. Offensichtlich. Deren CEO Marco Feusi erklärt: «Das Areal hat eine bewegte Vergangenheit. Heute blicken wir nach vorne. Seit November 2020 ist das Areal chemiefrei, der Rückbau wird im September abgeschlossen sein. Wir wollen hier eine vielseitige, nachhaltige Entwicklung initiieren und das Areal neu positionieren.» Auf dem «HIAG Areal Pratteln» – so die zwischenzeitliche Bezeichnung – setze sich die HIAG für ein «umsichtiges Projekt ein, das Aufenthaltsqualitäten für Bewohner/-innen, Gewerbetreibende sowie Quartierbewohner/-innen langfristig sicherstelle». Leider ist man auch in Pratteln nicht von überschäumenden Marketing-Geschwurbel sicher. Die Arealentwicklung biete für die Gemeinde eine «grosse Chance und einen Mehrwert, indem sie das gesamte Bahnhofsgebiet aufwerte, und mit den Aussen- und Freiräumen sowie den Kleinbauten entlang der südlichen Grenze ein attraktives Angebot für die benachbarten Wohnquartiere schaffe.» Pratteln durch die rosarote Brille betrachtet. Der Entwurf von Buchner Bründler sei sorgfältig durchdacht, die gezeigten Potenziale gilt es nun zu konkretisieren.

Gesamtplan «HIAG Areal» © Buchner Bründler

Auf diese Potenziale ging Architekt Luca Selva, Mitglied der Jury, ein: «Am Studienauftrag nahmen acht qualifizierte Planungsteams teil. Auf Basis ihrer Vorschläge konnte die Jury erkennen, welche Chancen und Nutzungsmöglichkeiten das Areal für Pratteln bietet. «Buchner Bründler Architekten» sind mit «Berchtold.Lenzin Landschaftsarchitekten» als Sieger hervorgegangen, weil sie sehr überzeugende Antworten gefunden haben, wie mit Herausforderungen und Qualitäten des Areals optimal umgegangen werden kann. Es soll ein gemischt genutzter Ort entstehen, mit bis zu 400 Wohnungen für 1’000 Einwohner/-innen sowie Gewerbe- und Büroraum für rund 500 Arbeitsplätze. Eine zentrale Rolle spielen die Grün- und Freiräume, die öffentlich zugänglich sind und sich grosszügig mit den bestehenden Quartieren verbinden. So entsteht ein umfassender Mehrwert für alle.» Ins dasselbe Horn bläst Philipp Schoch, Gemeinderat von Pratteln, der das Projekt aus Perspektive der Gemeinde würdigte: «Mit unserer Vertretung in der Jury des Studienauftrags konnten wir aktiv die Sichtweise von Pratteln einbringen. Die Gemeinde Pratteln freut sich sehr darüber, dass wir uns dank dem Engagement der HIAG von einer Situation verabschieden können, welche für uns alle eine grosse Belastung war, und wir jetzt die Chance haben, dass an diesem Ort etwas Zukunftsträchtiges entsteht.» Friede, Freude, Eierkuchen.

Blick in den Grünraum © Buchner Bründler / ponnie images

Auch der Kanton Basel-Landschaft, vertreten durch Thomas Waltert, Kantonsplaner, begrüsst die geplante Entwicklung: «Dank der sehr guten Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr und die Zentrumslage innerhalb von Pratteln ist das Areal prädestiniert für die innere Siedlungsentwicklung. Der Kanton verfolgt die Strategie, den notwendigen zusätzlichen Wohnraum – ca. 1’500 zusätzliche Einwohner/-innen pro Jahr im Kanton – möglichst an gut erschlossenen Lagen zu ermöglichen. Das HIAG-Areal liegt unmittelbar beim Bahnhof und entspricht diesen Anforderungen, zusammen mit den weiteren Transformationsarealen «Bredella» und der «Zentrale» bestens. Die angestrebte gemischt genutzte Arealentwicklung und bauliche Dichte bilden die Voraussetzungen für ein lebendiges Bahnhofquartier beidseits der Geleise. Pratteln ist gut gerüstet und hat eine einmalige Ausgangslage und Chance für eine qualitätsvolle Entwicklung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten.» Das sind grosse Worte. Die Taten müssen erst noch Folgen. Der Verlust von bedeutender Industriearchitektur ist auf jeden Fall schmerzhaft – und nicht so einfach wettzumachen.

Quelle: www.hiag.com

 

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