Ein Pavillon für die Angestellten | Baselbieter Baukultur #3

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Verwaltungsbau Rohner AG und Wohlfahrtsgebäude
Gegenüber dem im letzten Beitrag besprochenen grossvolumigen Industriebau in Pratteln steht schon fast etwas versteckt der 1949 durch Architekt Arnold Gfeller geplante Verwaltungsbau der Chemiefirma Rohner AG. Das dreigeschossige Gebäude unterscheidet sich nicht nur in seiner Grösse von den anderen Gebäuden auf dem Areal, als Verwaltungsbau erfüllt es repräsentative Zwecke und wendet sich im Gegensatz zu den Produktionsgebäuden nicht durch Absperrungen von der Öffentlichkeit ab. Ein einladendes, leicht konisch zulaufendes Vordach empfängt Besucher. Der leichten Erscheinung des Vordachs folgt eine eng gerasterte Fassade aus einer grau-grüner Kunststeinverkleidung. Der obere Abschluss besteht aus einem weit auskragenden Dachvorsprung, der schliesslich in ein flach geneigtes Steildach übergeht.
Die beidseitig einem zentralen Mittelgang angeordneten Räume folgen der Fassadeneinteilung. Die Stirnseiten sind geschlossen, einzig die auch im Grundriss etwas grosszügigere, aber dennoch sehr effiziente Erschliessungszone wird mit Nordlicht natürlich belichtet. Heute dient das Gebäude noch immer administrativen Zwecken.

Verwaltungsbau Rohner AG, Pratteln © Börje Müller Fotografie

Verwaltungsbau Rohner AG, Pratteln © Börje Müller Fotografie

Während der Verwaltungsbau an der Gempenstrasse das Areal zwischen der südlich gelegenen Baslerstrasse und der nördlich an den Geleisen gelegene Güterstrasse westlich begrenzt, bildet das ehemalige Wohlfahrtsgebäude den östlichen Abschluss. In den Bäumen und an eine Rasenfläche angrenzend gelegen, folgt es einer amerikanisch angehauchten Pavillon-Architektur in Glas und Stahl. Während sich die der Produktion zugewandte Westfassade etwas geschlossener und mit Oblichtern präsentiert, öffnet sich die praktisch gänzlich verglaste Ostfassade des Arbeiterspeisesaals gegen den kleinen Park. Die vertikalen festverglasten Fenster in Stahl werden durch quadratische Lüftungsflügel in Holz ergänzt. Obschon sich der Speisesaal zum Park orientiert, gibt es keinen unmittelbaren Zugang; der Pavillon ragt etwas aus dem Boden und macht Platz für längsrechteckig liegende zweiflüglige Oblichter der Räume im Untergeschoss. Dort sind Garderoben und Sanitäranlagen untergebracht. Heute wird das Gebäude noch für Besprechungen und Anlässe genutzt.

Ehemaliges Wohlfahrtsgebäude, Pratteln © Börje Müller Fotografie

Ehemaliges Wohlfahrtsgebäude, Pratteln © Börje Müller Fotografie

Parallelen zum Klybeck
Die beiden nicht der Produktion dienenden Gebäude können direkt mit ihren Pendants im Basler Klybeck-Areal verglichen werden. Das dortige Gebäude 141, der ehemalige CIBA-Verwaltungsbau von Architekt Fritz Stehlin (Originalbau von 1905) öffnet sich gegen die Klybeckstrasse, wohingegen der Rest des Areals über interne, nicht öffentliche Strassen erschlossen ist. Bis ca. 1955 existierte direkt neben der Verwaltung an der Kreuzung Dreirosenbrücke / Klybeckstrasse ebenfalls ein Wohlfahrtsgebäude. 1967 baute das Büro Suter + Suter an der Kreuzung Klybeckstrasse / Mauerstrasse das Personalrestaurant, den indirekten Nachfolger des Wohlfahrtsgebäudes. Es dient heute als öffentliche Kantine.

Verwaltungsbau
Funktion: Bürobau (Verwaltung)
Adresse: Gempenstrasse 6, 4133 Pratteln
Baujahr: 1949
Architektur: Arnold Gfeller
Fassade: vorgehängte Kunststeinplatten

Wohlfahrtsgebäude
Funktion: Restauration / Freizeit (Wohlfahrt)
Adresse: Güterstrasse 19, 4133 Pratteln
Baujahr: 1955
Architektur: Werner Rohner
Konstruktion: Glas-Stahl


Text:
– Simon Heiniger / Architektur Basel
Fotos:
– © Börje Müller Fotografie
Quellen:
– Hasche, K. & Hanak, M. (2010), Bauten im Baselbiet: eine Architekturgeschichte mit 12 Spaziergängen, Schwabe AG, Basel. ISBN: 978-3-7965-2664-0

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