Ausstellung im S AM: Aus Dichtestress mach Dichtelust

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Das schweizerische Architekturmuseum nimmt sich mit der neuen Ausstellung «Dichtelust – Formen des urbanen Zusammenlebens in der Schweiz» dem im politischen Diskurs meist negativ konnotierten Begriff der Dichte an und versucht die Neugier, das Verständnis und im besten Fall die Lust auf Dichte zu wecken.

Dichtelust © Architektur Basel

Ab durch die Dichte! Lustvoller Einstieg in die Ausstellung © Architektur Basel

Die Ausstellung setzt sich aus drei Teilen zusammen: Im ersten Raum nähert man sich dem Thema an. Anhand einer Reihe von Büchern und Publikationen kann man sich einlesen. Weil sich aber wohl die wenigsten diese Zeit nehmen, wurden die Erkenntnisse der Lektüre auf zehn knackige Aussagen verdichtet. Zwei Filme zeigen zudem den medialen Umgang mit dem Thema.

Dichtelust © S AM

Lust am Modell: So sieht Dichtelust im Modell aus © S AM

Im zweiten Raum finden sich sehenswerte Modelle in verschiedenen Massstäben gepaart mit 25 kurzen Projektbeschrieben mit Angabe der rechnerischen Dichte zu architektonisch gelungenen Projekten aus der Schweiz. Hier wird Best Practice-Knowhow in Sachen Verdichtung vermittelt. Man ist erstaunt, welch facettenreicher Umgang mit der Frage der Dichte in der Schweiz bereits existiert und erprobt wurde. Wären die Projekte ein Quartettspiel, würde man mit dem Toni Areal wohl kaum verlieren (BGF von 125’000 m2 und Ausnützungsziffer von 5,1). Unsere Empfehlung: Schaut euch die Projekte genauer an! Neben einer guten Durchmischung von Funktionen bieten sie meist auch einen Mehrwert für die Benutzer, seien dies Mitarbeiter, Bewohner oder Kunden.

Dichtelust © S AM

Die historische Dimension: Dichte ist keineswegs eine moderne Erfindung © S AM

Den Abschluss findet die Exposition in einer Rundschau auf den anstehenden Verdichtungsschub in Basel. Doch zuerst wird die Geschichte der Dichte in Basel veranschaulicht: In Zusammenarbeit mit dem historischen Museum wurde eine Auswahl von alten Stadtansichten auf ihre Darstellung der Dichte untersucht. Danach kann man sich einen Überblick über die Tansformationsareale der Stadt machen. Von den beiden Campi der Pharmakonzerne, Dreispitz über den Bahnhof SBB, die Messe und das Rosentalareal, das Klybeck bis nach Volta Nord ist alles da. Zusätzlich kann man das wundervolle Stadtpanorama der Künstelrinnen 3rei5ünf6echs bestaunen und über zwei Räume durch die gesamte Stadt flanieren. Das ist in dieser Form nicht nur für StadtplanerInnen und ArchitektInnen ein besonderes Erlebnis.

Die Ausstellung ermöglicht einen lustvollen, niederschwelligen (im Architektenjargon: barrierefreien) Einstieg ins Thema der Dichte. Wen es nach einer vertieften Auseinandersetzung gelüstet, dem sei unbedingt das Buch zur Ausstellung ans Herz gelegt. Auf 256 Seiten wird das gezeigte nochmals aufgerollt und mit lesenswerten Texten verschiedener Autoren unterlegt.

Liebe Baslerinnen und Basler, strömt ins S AM! Es lohnt sich. Die Ausstellung dauert noch bis am 5. Mai 2019. Wir empfehlen den Besuch wärmstens. Dichte ist und bleibt auch danach ein wichtiges politisches Thema. Deshalb: Nutzt die Chance und lasst eure Dichtelust wecken.

Text: Armin Schärer / Architektur Basel

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