Weyell Zipse: Basler Lieblingshäuser

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Mit dem Gewinn des offenen Projektwettbwerbs für die Erweiterung des Schulcampus in Binningen setzten Weyell Zipse Architekten 2017 ein dickes Ausrufezeichen. Christian Weyell und Kai Zipse haben sich mit ihrem Studio an der Hafenstrasse niedergelassen – mit freiem Blick auf das Dreiländereck. Wir haben sie nach ihren Basler Lieblingshäusern gefragt. «War gar nicht so leicht zu entscheiden», liessen uns die Architekten wissen. In die Auswahl haben es «ein alter Freund», etwas «Unbekanntes» und ein «feierlich-humorvoller» Bau geschafft. Die dazugehörigen, wunderbaren Fotos sind auf althergebrachte Weise mit einer Analogkamera entstanden. Wir finden: Ausgezeichnete Entscheidung!

1. Ein alter Freund – Kommunales Wohnhaus Müllheimerstrasse 138, Morger & Degelo, 1989-1994

Es gibt Häuser, bei denen braucht es eine Weile bis sie beginnen zu faszinieren. Nicht selten sind es dann genau diese Gebäude, die einen nicht mehr loslassen. Zunächst ist da die rationale Bauweise, das etwas gedrungene Gebäudevolumen und die Effizienz der Grundrisse. Aber dann sind da auch die eleganten, das Gebäude umfassenden Balkonplatten, die raumhohen französischen Fenster, das satte Rot der zwischen die Geschossdecken gestellten Fassadenelemente und die Erkenntnis: 50cm Balkontiefe reichen aus, um den sparsam dimensionierten Zimmern eine entspannte Grosszügigkeit zu verleihen. Da wir beide seit geraumer Zeit hier leben, ist es für uns zu einer Art Referenzobjekt geworden, an dem wir unsere Ideen vergleichen, messen und manchmal auch wiederfinden.

 

2. Das Unbekannte – Bläsiring 98, Courvoisier Müller Storck Zurbuchen, 1963

Dieses Haus ist ein bisschen wie ein Fremder, den man schon lange sympathisch findet, aber nie wirklich kennengelernt hat. Irgendwie birgt es etwas Geheimnisvolles. Wie lebt es sich wohl in den tiefen und schmalen Wohnungen? Fühlt man sich exponiert hinter den grossen Verglasungen zur Strasse? Und was hat es mit den winzigen halbrunden Balkonen auf sich? Wir wissen es nicht. Aber man freut sich jedes Mal wenn man an diesem kleinen Haus vorbeigeht, das zwar etwas eingequetscht zwischen seinen zwei Nachbarn steht, aber eine erstaunliche Präsenz im Strassenbild hat.

 

3. Feierlich-humorvoll – Kraftwerk Birsfelden, Hans Hofmann, 1951-1954

Selten kommt es vor, dass technische Bauwerke ein so harmonisches wie auch komplexes Beziehungsgeflecht mit ihrer Umwelt eingehen. Infrastruktur und Landschaftselement, Maschine und Glaspalast, Brücke und Stadttor, das Kraftwerk Birsfelden vereint scheinbar Gegensätzliches zu etwas einheitlich Ganzem. Erbaut von Hans Hofmann von 1951 bis 1954, spürt man den Zeitgeist einer Epoche, die vom ungebrochenen Glauben an den technischen Fortschritt geprägt war. Man spürt aber vor allem auch eine sehr feine und spielerische Handschrift, die dem technischen Zweckbau etwas feierlich-humorvolles verleiht.


Text und Fotos: Weyell Zipse
www.weyellzipse.ch

 

 

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