Das Haus ohne Autorin: Baugesuch für Neubau Biomedizin eingereicht

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Die Universität Basel hat das Baubegehren für den Neubau Biomedizin eingereicht. Es ist ein Projekt ohne Autorin: Den ursprünglichen ArchitektInnen von Caruso St. John wurde 2018 der Vertrag gekündigt. Ein Vorgehen, das für viel Aufsehen und Unverständnis sorgte. „Kultur ist Auseinandersetzung!“ An einer Podiumsdisskussion des BSA wurde das Debakel kontrovers diskutiert. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2021: Die Planung des Bauprojekts durch Burckhardt + Partner ist abgeschlossen. Am Standort des heutigen Biozentrums soll bis 2028 ein Neubau für das Departement Biomedizin entstehen. Die Bauarbeiten beginnen voraussichtlich 2023.

«Am Departement Biomedizin arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der medizinischen Grundlagenforschung und aus den Universitätsspitälern Hand in Hand, um die Entstehung von Krankheiten zu verstehen, ihre Diagnose zu verbessern und neue Therapieansätze zu entwickeln», schreibt die Uni Basel in einer Medienmitteilung. Diese enge Zusammenarbeit soll bis 2028 ihr «architektonisches Abbild» erhalten: Mit dem Neubau auf dem Campus Schällemätteli entsteht in unmittelbarer Nähe zu den universitären Spitälern und weiteren Life-Science-Einrichtungen ein neues Forschungsgebäude. Darin werden die rund 70 Forschungsgruppen des Departements unter einem Dach zusammenführt, die heute auf fünf verschiedene Standorte verteilt sind. Dies schaffe «ideale Voraussetzungen für den wissenschaftlichen und interdisziplinären Austausch und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Universität Basel». Ein Gewinn für die Baukultur? Leider muss dafür der wunderbare Altbau von Burckhart+Partner erbaut 1971 weichen.

Visualisierung Neubau Departement Biomedizin der Universität Basel © Caruso St John Architects

Da war die Fassade noch etwas filigraner und transparenter… Visualisierung des ursprünglichen Entwurfs © Caruso St John Architects

Das Gebäude wird Teil des Life-Science-Campus Schällemätteli sein, «der modernste Infrastruktur und beste Rahmenbedingungen für eine leistungsfähige Forschung bietet.» Ein Ort der wissenschaftlichen Superlativen also. Das neue Laborgebäude mit seinen zwei Unter- und neun Obergeschossen wird etwa die gleiche Höhe wie das alte Biozentrum aufweisen. Die Universität Basel ist Bauherrin; ausgeführt wird der Neubau durch einen Totalunternehmer, der demnächst im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung ermittelt wird. Es bleibt zu hoffen, das die Kosten diesmal nicht aus dem Ruder laufen… Der direkt an das Pharmazentrum andockende Bau bietet Platz für rund 700 Mitarbeitende und 200 Studierende und hat eine Fläche von über 35’000 Quadratmetern.

Let’s talk about money: Die Investitionskosten werden durch die Universität Basel selbst auf dem Finanzmarkt beschafft. Eine Kreditsicherungsgarantie der beiden Trägerkantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft ermöglicht der Universität, die nötigen Kredite zu günstigen Konditionen zu erhalten. Welche Investitionen der Neubau erfordert und ob sie durch die 2014 gesprochenen Garantien gedeckt sind, wird sich klären, wenn die Angebote der TU-Bewerber evaluiert wurden. Die Auswahl des TU erfolgt Mitte 2022 durch den Universitätsrat. Die Frage sei erlaubt: Ist die Vergabe an einen Totalunternehmer wirklich die beste Lösung? Das Swiss TPH hat mit ihrem Labor- und Büroneubau in Allschwil (Architektur: Kunz und Mösch) beweisen, dass es auch mit Einzelverträgen geht.

Ein grünliches Fassadengrid prägt den aktuellen Fassadenentwurf © Burckhardt+Partner

Der Zeitplan ist ambitioniert: Mit der Eingabe des Baubegehrens beim Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt beginnt das Baubewilligungsverfahren. Geplant ist der Baubeginn im Laufe des Jahres 2023. In einer ersten Etappe wird das alte Gebäude des Biozentrums stockwerkweise zurückgebaut. Damit einher geht leider ein grosser Verlust an grauer Energie. Es bleibt zu hoffen, dass die wunderbaren Beton-Fassadenelemente irgendwo weiterverwendet werden. Die Rückbauarbeiten dauern mit der Erstellung der Baugrube etwa eineinhalb Jahre. Für die Realisierung des Neubaus wird mit rund fünf Jahren gerechnet, sodass das Gebäude voraussichtlich 2028 fertiggestellt und 2029 an die Forschenden übergeben werden kann.

Die Uni Basel will mit dem Neubau einen Beitrag zum Forschungsstandort Basel leisten: «Der Campus fördert den wissenschaftlichen Austausch von Wissenschaftlerinnen und Klinikern mit unterschiedlichen thematischen, methodischen und technologischen Schwerpunkten. Ein öffentlich zugänglicher Platz verbindet die einzelnen Forschungsgebäude, der sich zu einem Begegnungsort für den gesamten Campus entwickeln soll.» Dem Projekt wird jedoch immer ein Makel anhaften – wie es Meinrad Morger vor zwei Jahren auf den Punkt brachte: „Sie haben keinen Autor mehr.“

Text: Lukas Gruntz / Architektur Basel
Quelle: Medienmitteilung Universität Basel

 

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